Werke von Emmanuel Séjourné und Akira Ifukube

Lauda Concertata

Bogdan Bácanu (Marimba), the Wave Quartet, Marimba and Percussion, Romanian National Symphony Orchestra, Ltg. Cristian Mandeal

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin GEN 16441
erschienen in: das Orchester 04/2017 , Seite 66

Emmanuel Séjourné ist ein französischer Percussionist und Komponist, dessen Name bisher vor allem unter Schlagzeugern bekannt ist. Seine stets energisch rhythmische Musik verfügt auch über romantische Facetten, sie ist inspiriert von Klassik, Jazz, Rock und außereuropäischen Elementen. 2004 komponierte Séjourné im Auftrag des Marimbafonisten Bogdan Bácanu ein Konzert für Marimba und Streichorchester, das bis heute von mehr als 300 Orchestern aufgeführt wurde. Aufgrund des weltweit großen Erfolgs fügte Séjourné im Jahr 2015 dem ursprünglich zweisätzigen Werk einen weiteren Satz hinzu, sodass das Konzert nun eine klassisch dreisätzige Form hat. Der neue erste Satz ist ein leidenschaftlich expressiver Dialog zwischen Solist und Orchester, der langsame Satz führt in lyrische Welten, der beim Publikum besonders beliebte Abschluss ist inspiriert durch Jazzrock und Flamenco.
Neben der Ersteinspielung dieses kompletten Werks erklingen auf der vorliegenden CD eine weitere Séjourné-Komposition (Gotan für Marimbaquartett) und das titelgebende Marimbakonzert Lauda Concertata des Japaners Akira Ifukube, der vor allem durch seine Kompositionen zu den Godzilla-Filmen bekannt wurde. Sein ursprünglich für Xylofon geschriebenes Werk hatte Ifukube 1979 auf Wunsch von Keiko Abe, der Grande Dame der Marimba, umgeschrieben. Zu armselig war ihr damals der Klang des eigenen Instruments im Vergleich zur Klanggewalt des Orchesterapparats erschienen.
Und in der Tat: Bestens geeignet für rhythmisch-melodische Klangwelten, tun sich die Stabspiele als Kurztoninstrumente naturgemäß z.B. schwer mit großen Melodiebögen. Konnte Ifukube diese Schwierigkeit in seiner eigenen Komposition kunstvoll umschiffen, so liegt in dem begrenzten expressiven Potenzial der Marimba eine Schwierigkeit für die Konzeption der neuen CD. Auf die Dauer (die CD hat eine Gesamtspielzeit von 84 Minuten) ermüdet der Zuhörer, obwohl die Interpreten eine bewundernswert hohe Spielkunst aufbieten. Hinzu kommt, dass alle Werke der CD einer filmmusikalischen Ästhetik verbunden sind. Eine andere Werkzusammenstellung mit mehr Mut zu extremeren Klangwelten hätte da für mehr Variation sorgen können.
Bogdan Bácanu, der an der Musikhochschule in Linz lehrt, ist ein – im uneingeschränkt positiven Sinn – marimbaverliebter Schlagzeuger, der sehr viel für die künstlerische und technische Weiterentwicklung seines Instruments getan hat. Gemeinsam mit seinem aus ehemaligen Studierenden gebildeten Marimbaquartett und dem rumänischen Nationalorchester unter der Leitung von Cristian Mandeal steht er auf der CD für mustergültige und inspirierte Interpretationen.
Fazit: Die CD ist ein Muss für die Audiobibliothek eines jeden Schlagzeugbegeisterten und eine überaus bereichernde Ergänzung für alle Klassikhörer mit dem Sinn für das Besondere.
Stephan Froleyks