Werke von Franz Schubert/Gustav Mahler und Anton Webern
Langsamer Satz für Streichquartett/Streichquartett d-Moll D 810 „Der Tod und das Mädchen“/Deutsche Tänze D 820
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Ltg. Kent Nagano
Zwei Werke von Schubert flankieren Anton Weberns Langsamen Satz für Streichquartett. Die Durchmischung von Kammer- und Orchestermusik ist Kent Nagano in der vorliegenden CD erklärtes Anliegen – und die symphonische Dimension von Weberns frühem Kammermusikbeitrag aus dem Jahr 1905 steht in der Tat Schuberts Orchestermusik näher als seinen Streichquartetten. Konradin Seitzer, Hibiki Oshima, Naomi Seiler und Clara Grünwald bieten den ausladenden Satz mit starker Expression dar, sodass er von der Wirkung her keineswegs hinter Schuberts Der Tod und das Mädchen zurücksteht.
Gustav Mahlers (übrigens erst posthum von fremder Hand vollendetes) Arrangement des Quartetts Der Tod und das Mädchen für Streichorchester wird mit großem Streicherkörper sehr kultiviert dargeboten – engagiert, aber doch mit einer gewissen Distanz. Dies mag darin begründet sein, dass zu große Kultiviertheit diese Musik „zähmen“ kann, trotz expressiver Tempowahl und weiter Dynamik. Ein Orchester mit mehr Ecken und Kanten, mit Mut zur Zuspitzung auch im Klang bzw. der Bogensetzung und nicht nur in der Stimmführung kann in dieser Fassung Wunder bewirken. Betörende Klänge beeinträchtigen die Wirkung des Ganzen in diesem Fall hörbar.
Die sechs Deutschen Tänze in Weberns 1931 entstandener Orchesterfassung sind von einer kammermusikalischen Delikatesse, die sie in die Nähe von Johannes Brahms’ Serenaden rückt, bekanntlich gleichermaßen zwischen den Genres zu verorten.
Zusammen mit dem Streichquartettsatz von Webern sind sie der Höhepunkt der CD. Ein harmonisches Ganzes ergeben die drei Interpretationen leider nicht.
Jürgen Schaarwächter