Thierry Pécou
La tierra con los dientes
pour violon, violoncelle et piano, Partitur und Stimmen
La tierra con los dientes ist ein kammermusikalisches Werk des 1965 geborenen französischen Komponisten Thierry Pécou.
Pécou, studierter und mehrfach ausgezeichneter Pianist und Komponist, steht ohne Zweifel mit seinem kompositorischen Schaffen für die Verbindung verschiedenster Musikkulturen und -stile. Ob nun die Musik nordamerikanischer Native Americans, des antiken Griechenlands oder auch des alten Chinas, er versteht es in seinen Kompositionen, unterschiedlichste Klangfarben und Nuancen geschickt miteinander zu verweben.
La tierra con los dientes ist eine Auftragskomposition, die Pécou im Jahr 2017 für das Trio Arbós geschaffen hat und dem er als Titel einen Gedichtvers des spanischen Dichters und Freiheitskämpfers Miguel Hernández voranstellte.
Das neunminütige Stück ist für die Klaviertriobesetzung Violine, Cello und Klavier geschrieben. Pécou, bekannt für seine klanglich reizvollen Kompositionen, breitet auch in diesem Werk ein weitläufiges Klangfarbenspektrum aus. Dazu nutzt er die verschiedensten Klangoptionen und Spieltechniken der drei Instrumente, die bei den Streichern von Pizzicati der rechten wie linken Hand, über Flageolett-, Col-legno- sowie Glissando-Passagen bis hin zu Anweisungen zur Ausführung des Vibratos reichen.
Ergänzend treten hier ganz in der Manier des Flamenco Rhythmuselemente im Cello, hervorgerufen durch Fingerpercussion auf dem Griffbrett und Col-legno-Abschnitte, sowie im Klavier Takte mit der Anweisung hinzu, sie „wie Kastagnetten“ zu spielen. Pécou merkt hierzu im Vorwort an, dass seinem Werk die Flamenco-Elemente des Compás, der Soleá und die andalusische Tonart zugrunde liegen. Innerhalb dieser Stilelemente versteht es Pécou vortrefflich, die aufwühlende Gefühlswelt des Flamencos zum Ausdruck zu bringen: Gleichsam schmerzhafte Sekund- und Septimreibungen suchen nach Auflösung; rhythmisches Unisono zerfliegt in treiberische, furiose Gegenparts; weiche gesanglich melancholische Legatobögen entfalten sich auf vom Staccato zerrissenen Achteln; aufwärtsstrebende Sechzehntelläufe werden von abwärtsstrebenden gejagt. Die atemberaubenden dynamischen Wechsel zwischen fortissimo und piano im Abstand von nur einer Achtel drücken die inneren Kämpfe und den Zwiespalt aus. Zugleich erfordert dieser Reichtum an Klangfarben und -nuancen, hervorgerufen durch die vielen unterschiedlichen Spieltechniken, ein sicheres, virtuoses Können, was den möglichen Musikerkreis dieses Stücks verständlicherweise eher begrenzt.
So bleibt festzuhalten, dass Pécou mit La tierra con los dientes ein klanglich faszinierendes und fesselndes kammermusikalisches Werk geschaffen hat, das den Zuhörer mitnimmt auf eine spannende Reise in die musikalische Weite des Flamencos. Für Musiker, die auf der Suche nach neuen klanglichen Welten sind, kann für diese Noten eine klare Kaufempfehlung ausgesprochen werden.
Gabriele Hirte