Cousser, Jean Sigismond

La circala della cetra d’Eunomio. Suite Nr. 3

Sechs Consortsuiten für 2 Oboen, Fagott, Streicher & B. c., Partitur und STimmen, Urtext, hg. von Michael Robertson

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Edition Wallhall, Magdeburg 2015
erschienen in: das Orchester 10/2016 , Seite 63

Kleinmeister finden derzeit großen Anklang. Nachdem die Grundlinien der Musikgeschichte erarbeitet wurden, stehen – auch im Zuge der erblühten Aufführungspraxis Alter Musik – Fragen der Vermittlung im Vordergrund, wie Komponisten wie Cousser, Muffat oder Froberger die italienischen und französischen Stile vom Rang Corellis und Lullys nach ganz Europa trugen.
Cousser, eigentlich Johann Sigismund Kusser, ein gebürtiger Ungar, spielte hier eine wesentliche Rolle, da er in ganz Deutschland und in verschiedensten Ländern Europas bis Irland tätig war. Streng im Geist der französischen Musik Lullys ließ der Komponist in seiner Stuttgarter Zeit Bogenübungen für die Streicher machen, um ihnen die Gepflogenheiten des Pariser Musizierens beizubringen.
Die vorliegende Suite, im Jahr 1700 herausgegeben, stammt aus der Zeit, als Cousser am Württembergischen Hof als Kapellmeister angestellt war. Sie ist die letzte der drei unter diesem Titel veröffentlichten Suiten. Überliefert wurde sie in der Sammlung des Grafen Rudolf Franz Erwein von Schönborn in Wiesentheid. Dessen stattliche Sammlung wird unter dem Dach der Edition Schönborn dem Publikum zugänglich gemacht und umfasst zahlreiche Originalkompositionen berühmter Meister vor allem des 17. Jahrhunderts. Die Suite selbst steht trotz ihres italienischen Titels ganz im Zeichen der französischen Musik, erweist sich dabei aber auch als skurriles Sammelsurium. Zahlreiche Entlehnungen aus Kussers Opern finden sich hier, was insofern kein Zufall ist, als es sich bei La cicala um ein programmatisches Werk handelt nach Vorbild des Ballet de cour bzw. den Balletteinlagen der französischen Oper und den daran angelehnten Instrumentalsuiten etwa François Couperins. Nach der Ouvertüre erklingt „Der Schlaf“ (Le sommeil), „Die Träume“ (Les songes) folgen, um dann nach einem Marsch und einem „Flöten-Trio“ der Holzbläser in die Sätze „Les Gladiateurs“, „Harlequin“ und „Polichinelles“ überzugehen.
Wem die französische Musik des späten 17. Jahrhunderts zusagt, der wird auch großes Gefallen an dieser Suite finden, die zwar sicherlich kein musikalischer Meilenstein ist, allerdings durch ihre instrumentale Besetzung herausragt und dabei ebenso zeigt, dass die sogenannten Kleinmeister so klein nicht sind.
Die Ausgabe besticht durch eine gründliche Sichtung und Dokumentation der vorhandenen Quellen, durch wichtige Hinweise auf die damalige französische Aufführungspraxis und schließlich auch durch ein sehr übersichtliches Notenbild. Ein Cembalo-Satz wurde vom Herausgeber hinzugefügt, die Quelle nennt das Cembalo „ad libitum“. Allerdings wäre es wünschenswert, bei einer Neuauflage den illustren Titel des Werks in den Überschriften richtig zu schreiben.
Steffen A. Schmidt