Schorr, Eva

La Caccia

für 4 Hörner, Partitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Edition Gamma, Bad Schwalbach 2014
erschienen in: das Orchester 04/2015 , Seite 74

La Caccia für vier Hörner ist ein Werk in drei Sätzen, das im weitesten Sinn das Thema Jagd aufgreift. Das Stück für Hornquartett hat eine Spieldauer von ca. zwölf Minuten und ist trotz seiner Atonalität und mit einigen Jazz- und Blues-Elementen gut spielbar. Die prägnanten Rhythmen und die dynamische Vielfalt verleihen diesem Opus seinen unterhaltenden und humorvollen Charakter.
Eva Schorr (geb. 1927) schloss 1951 ein Doppelstudium in den Fächern Kirchenmusik und Komposition in Stuttgart ab. Damals wie heute war es eine Seltenheit als Frau zu komponieren. Erst mit dem Komponistinnen-Preis der GEDOK im Jahr 1961 erhielt sie die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit. Ihre Kompositionen reichen von Kammermusik, Orchester- und Chorwerken bis zu Filmmusik und Musik für die Bühne. Ihr anfangs avantgardistischer Stil wandelte sich über die Jahre zur Unterhaltungs- und Gebrauchsmusik. Das bekannteste ihrer zahlreichen Werke ist zweifellos das Konzert für Violine und Orchester Septuarchie von 1975. Die naturverbundene Eva Schorr komponiert nicht nur Musik, sondern ist auch eine leidenschaftliche Malerin, die die zwei Kunstgenres zu verbinden versteht.
Die aktuell vorliegende Hornkomposition wurde sicherlich von Enkelsohn Sebastian Schorr, Mitglied beim „German Hornsound“, angeregt. Der erste Satz heißt „Windspiel“ und hat, wie der Titel andeutet, mit der Jagd zu tun. Ein Windspiel – auch Windhund genannt – ist eine Hunderasse, die für die Hetzjagd gezüchtet wurde. Die flüchtigen Sechzehntelnoten-Passagen in kleinen Intervallen wirken wie ein frischer, ins Gesicht geblasener Wind. Spielerisch hetzen die vier Stimmen durch diesen Fugato-Satz. Als Anlehnung an die Jagd wird hier das formale Mittel der Fuge (Flucht) verwendet.
Der zweite Satz „Melodie“ ist ein ruhiger Satz mit belebenden Zwischenteilen. Mit warmem und rundem Ton haben die vier Hornstimmen die Möglichkeit, die humorvollen Blueswendungen hervorzuheben. Der Satz stellt eine malerische Landschaft dar, die Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt. Im dritten Satz „Halali“ werden die fugenartigen Sechzehntel-Figuren vom ersten Satz wiederholt, die wiederum ständig von Jagdsignalen unterbrochen werden. Mit der Verwendung von Naturtönen bekommt das Horn seine ursprüngliche Bedeutung als Jagdinstrument.
Das Werk wurde im August 2014 auf Schloss Schillingsfürst im Rahmen des Hohenloher Kultursommers von dem Hornquartett „German Hornsound“ uraufgeführt. Dieses Stück für vier Hörner ist mit seiner
humorvollen Wirkung und seinen abwechslungsreichen Sätzen für jedes Hornquartett eine Bereicherung.
Thomas Swartman