Giacomo Meyerbeer

L’ Africaine – Vasco da Gama

Michael Spyres, Claudia Mahnke, Kirsten MacKinnon, Brian Mulligan, Andreas Bauer Kanabas, Thomas Faulkner, Bianca Andrew, Michael McCown, Chor der Oper Frankfurt, Frankfurter Opern- und Museums­orchester, Ltg. Antonello Manacorda

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Naxos
erschienen in: das Orchester 10/2024 , Seite 70

L’ Africaine oder Vasco da Gama ist die letzte Oper von Giacomo Meyerbeer, an der er von 1838 bis zu seinem Tod im Jahr 1863 gearbeitet hat. Mehrere Unterbrechungen bewirkten, dass sich die Arbeit an dem Werk in die Länge zog. Nachdem er sie im Jahr 1843 vorerst abgebrochen hatte, holte Meyerbeer die Partitur der L’ Africaine zwischen 1851 und 1853 wieder hervor und wartete nun mit einigen Änderungen auf. Der erste und der zweite Akt erhielten eine neue Gestalt und die Handlung des vierten und des fünften Akts wurde von Zentralafrika nach Indien verlegt. Dabei erhielt die Grande Opera auch den neuen Namen Vasco da Gama. Zu einer weiteren Unterbrechung kam es infolge des Todes des Librettisten Eugène Scribe am 20. Februar 1861. Dennoch gelang es Meyerbeer, die Probenpartitur am 29. November 1863 zu vollenden. In seine endgültige Gestalt bringen konnte Meyerbeer seine Oper indes nicht mehr, da er während der Proben für immer die Augen schloss. François-Joseph Fétis kreierte aus dem gewaltigen Partiturmaterial eine spielbare Fassung, die 1865 unter dem ursprünglichen Titel L’ Africaine aus der Taufe gehoben wurde. Die Oper Frankfurt, bei deren 2018 über die Bühne gegangener Produktion des Werks die vorliegende Aufnahme entstand, verwendete beide Titel.
Am Pult rückt Antonello Manacorda die Partitur Meyerbeers ganz in die Nähe von Mendelssohn. Dabei spart er nicht mit großen Spannungsbögen und einem gehörigen Schuss an Dramatik. Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester setzt seine Intentionen intensiv und klangschön um.
Der über einen bestens fokussierten Heldentenor verfügende Michael Spyres wird dem Vasco da Gama bis in die sicher erreichte Extremhöhe mit strahlkräftigem Stimmklang mehr als gerecht. Neben ihm lässt als Sélika die in Frankfurt/Main schon oft bewährte Claudia Mahnke ihren prachtvollen, üppigen Mezzosopran herrlich aufblühen. Mit einem gut gestützten, an Mozart geschulten lyrischen Sopran singt Kirsten MacKinnon die Inès. Wunderbar sonores und hervorragend italienisch geschultes Bariton-Material bringt Brian Mulligan für den Nélusko mit. Ein solider Don Pédro ist der Bassist Andreas Bauer Kanabas. Übertroffen wird er von seinem recht sonor singenden Stimmfachkollegen Thomas Faulkner in der Partie des Don Diégo. In der Doppelrolle des Großinquisitors und des Hohenpriesters hat Magnús Baldvinsson seine besten Zeiten hinter sich. Gut gefällt die voll und rund singende Anna von Bianca Andrew. Arg dünn und bar jeder soliden Körperstütze der Stimme intoniert Michael McCown den Don Alvar. Auf hohem Niveau bewegt sich der von Tilman Michael einstudierte Chor der Oper Frankfurt.
Ludwig Steinbach