Zimmermann, Olaf

Kulturpolitik auf den Punkt gebracht: Kommentare und Begriffe

Politik & Kultur, Bd. 12

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Verlag Deutscher Kulturrat
erschienen in: das Orchester 12/2014 , Seite 69

Er kennt die Kulturpolitik wahrscheinlich besser als seine Westentasche: Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats mit Sitz in Berlin, Spitzenorganisation der Kulturverbände in Deutschland. Zimmermann ist gleichzeitig auch Herausgeber der Zweimonatszeitschrift Politik & Kultur, in der er seit 2002 regelmäßig im Editorial die aktuelle Kulturpolitik bewertet. In dem Buch Kulturpolitik auf den Punkt gebracht werden die exemplarisch wichtigsten Editorials seit 2002 zusammengefasst noch einmal veröffentlicht.
Böse Zungen könnten jetzt behaupten, das sei ja nur „alter Wein in neuen Schläuchen“. Das wäre aber ebenso kurzsichtig wie ungerecht. Denn auf knapp 144 bedruckten Seiten zieht nicht nur das Auf und Ab der Bundes- und Landeskulturpolitik der vergangenen zwölf Jahre am Leser vorbei. Man findet auch ein sorgsam zusammengestelltes kulturpolitisches Glossar. Dort werden wie in einem Lexikon in alphabetischer Reihenfolge die in den vergangenen Jahren besonders relevanten kulturpolitischen Stichworte dargestellt und Organisationen kurz vorgestellt. Was steht im 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag? Was macht die Deutsche UNESCO-Kommission? Wer ist die Kulturpolitische Gesellschaft? Wer Begriffe und Stichworte sucht, der wird schnell im Begriffsregister fündig; die Suche nach Namen erleichtert ein Namensregister.
Die Beiträge selbst, seien sie nun aus dem Jahr 2014 oder eher aus der Anfangszeit, lesen sich bis heute frisch wie am ersten Tag. Bei der Auswahl wurde offenbar (und letztlich naheliegend) auf solche Editorials Wert gelegt, deren Themen eben nicht völlig überholt scheinen. Ein Beispiel: Unter der Überschrift „Feuerwehr“ beklagt Olaf Zimmermann wörtlich: „Es brennt an allen Ecken im Kulturland Deutschland. […] Aber wenn es über­all brennt, was hilft es dann noch, laut Feuer zu schreien? Wer soll zum Löschen kommen? Der Bund, der im Gegensatz zu den Ländern seinen Kulturetat voraussichtlich nicht absenken wird, kann den Flächenbrand dieses Ausmaßes nicht austreten. Zu gering sind die Kulturmittel des Bundes im Vergleich zu den Finanzierungslücken in den Ländern.“
Diese Zeilen stammen vom 1. November 2003. Man möchte meinen, so viel habe sich nicht geändert, nur die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Berlin, die seinerzeit im Mittelpunkt der „Brand-Debatte“ standen, könnte man heute gegen Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen-Anhalt austauschen. Die Themen und Argumente, die Zimmermann in seinen neu aufgelegten Artikeln bringt, haben kaum an Aktualität verloren. Jeder, der in der Kulturpolitik fundiert mitreden will, wird in diesem lesenswerten Buch komprimierte und wertvolle Argumentationshilfen finden.
Gerald Mertens