Busek, Erhard/Dagmar Abfalter (Hg.)

Kultur & Wirtschaft

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Studien, Innsbruck 2003
erschienen in: das Orchester 10/2004 , Seite 77

Wie funktioniert das Zusammenspiel zwischen Kultur und Wirtschaft? Inwieweit können beide Seiten voneinander profitieren? Und welchen Stellenwert hat Kultursponsoring in einer Welt, die zusehends nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten funktioniert? Diesen und anderen Fragen geht der Band Kultur & Wirtschaft nach. In zahlreichen Stellungnahmen prominenter Wirtschafts- und Kulturvertreter beim österreichischen „Forum Alpbach“ kristallisiert sich ein komplexes Bild heraus, bestehend aus wechselseitigen Abhängigkeiten, aber auch aus gegenseitigem Respekt.
Da stellt Wilfried Seipel, Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums Wien, in seinem Referat fest, dass die Kunst allein dem Menschen gehört, „jenseits aller betriebswirtschaftlichen Überlegungen“. Da sieht der Direktor der Wiener Volksoper, Dominique Mentha, Kultursponsoring nicht nur als finanzielle Notwendigkeit, sondern auch als Mittel der Kommunikation. Der Leiter des Siemens Arts Programm, Michael Roßnagl, denkt über Alternativen zur öffentlichen Kulturfinanzierung nach und der Journalist Frieder Reininghaus reiht mehrere Thesen zur Überlegung aneinander, was eigentlich über den Erfolg im Kulturbetrieb bestimmt. Und schließlich geht es um die Frage der Messbarkeit dieses Erfolgs und um die Vereinbarkeit von Kultur und Demokratie in alltäglichen Entscheidungsabläufen.
Damit ist der Band Kultur & Wirtschaft weniger ein Lesebuch als vielmehr eine Grundlage für weitere Diskussionen. An zahlreichen Beispielen wird erläutert, wie das Zusammenspiel von Kultur und Wirtschaft im konkreten Fall funktioniert – etwa bei den Bregenzer Festspielen, dem Lucerne Festival oder den Salzburger Festspielen. „Ich fühle mich dafür verantwortlich, dass wir dem künstlerischen Intendanten die Möglichkeit geben, das künstlerisch zu verwirklichen, was er sonst finanziell mit den Grundsubventionen des Staates nicht könnte“, bricht die Präsidentin der Festspiele in der Mozart-Stadt, Helga Rabl-Stadler, eine Lanze für das Kultursponsoring und findet Unterstützung beim Pianisten und Komponisten Thomas Larcher, der feststellt, „dass gerade die Industrie, die Privatwirtschaft, sehr viel dazu beiträgt, dieses freie Feld für die Kunst zu erhalten“.
Aber wird die Kultur damit nicht zur Untergebenen der Wirtschaft, abhängig von den Launen der jeweiligen Financiers? Nicht ganz, sagt der ehemalige Intendant der Berliner Philharmoniker, Franz-Xaver Ohnesorg: Kunst sei eine „soziale Angelegenheit“, die sich ihrer Wirkung bewusst sein müsse und damit ihre Eigenständigkeit bewahren könne. Es ist eben ein fragiles Zusammenspiel zwischen Kultur und Wirtschaft, ein Zusammenspiel zwischen zwei Faktoren, die nicht ganz so verschieden sind, wie es auf den ersten Blick scheint. Das jedenfalls meinen die Herausgeber Erhard Busek und Dagmar Abfalter in ihrem Vorwort: „Kultur kann künftig weniger denn je als abgetrennter Sektor begriffen werden, sondern ist wie Ökonomie und Technik ein Grundmuster des Lebens, das alles durchdringt.“
 
Irene Binal