Kagermeier, Andreas / Albrecht Steinecke (Hg.)

Kultur als touristischer Standortfaktor

Potenziale – Nutzung – Management

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Selbstverlag des Faches Geographie, Fakultät für Kulturwissenschaften, Universität Paderborn 2011
erschienen in: das Orchester 03/2012 , Seite 68

Das Thema Kulturtourismus bekommt in Deutschland eine immer größere Bedeutung. Für die kleinen und größeren Musikfestivals liegt die Verbindung von Kultur und Tourismus schon länger auf der Hand. Bereits Mitte der 1990er Jahre lagen erste Untersuchungen zu den kulturtouristischen und wirtschaftlichen Effekten der Festivals vor. In jüngerer Zeit nähert man sich dem Thema sowohl aus der Sicht des Kulturmanagements als auch aus der Sicht der Tourismusforschung. Letzteres ist der Fall bei dem von Andreas Kagermeier und Albrecht Steinecke herausgegebenen Sammelband zu aktuellen Entwicklungen im Tourismusmarkt unter besonderer Berücksichtigung kultureller Standortfaktoren.
Der Wettbewerb zwischen den Reisezielen ist härter geworden. Für die Tourismusbranche kommt es daher darauf an, die verfügbaren Standortfaktoren optimal zu nutzen. Hier spielt die Kultur eine immer wichtigere Rolle, die ihr selbst jedoch meist gar nicht so bewusst ist. Die Einzelbeiträge beleuchten an verschiedenen aktuellen Beispielen und Fallstudien, welche Schwerpunkte und inhaltlichen Ideen entwickelt werden müssen, um mit Kultur touristische Attraktivität als Reiseziel aufzubauen. Klassischer Tourismus orientiert sich an Sehenswürdigkeiten. Sehenswürdigkeiten aber werden „gemacht“. Beispiel aus jüngerer Zeit hierfür ist z.B. die „Himmelsscheibe von Nebra“.
Die Autoren ermitteln, welche Faktoren die erfolgreiche Kreation einer „neuen“ Sehenswürdigkeit ausmachen. So wird gezeigt, welche Auswirkungen die Berücksichtigung von Besucherwünschen auf die Angebotsgestaltung in einem Schloss für das „Erlebnis Geschichte“ haben kann. Viele Ansätze und Überlegungen lassen sich auf den Theater-und Orchesterbereich übertragen. Dies gilt insbesondere für solche Betriebe, die in historisch bedeutsamen Theater- und Konzerthäusern angesiedelt sind.
In weiteren Beispielen wird gezeigt, welche kulturtouristische Bedeutung UNESCO-Welterbestätten haben können. Interessant sind dabei die Auswertungen von Umfragen zur Besuchermotivation, also warum Touristen sich gerade dieses Ziel ausgesucht haben, durch wen sie darauf aufmerksam gemacht wurden etc. Weitere Beiträge sind u.a. dem Garten- und Militärtourismus (Bunkeranlagen), den Potenzialen von Kultur- und Kongresszentren, aber auch der Auswirkung von Tourismusangeboten auf das örtliche Hotelgewerbe am Beispiel der Stadt Essen gewidmet. Interessant sind auch Überlegungen zur Entwicklung des Heimattourismus, also zur Wiederentdeckung oder Neuentwicklung touristischer Angebote in der unmittelbaren Umgebung.
Wer aus dem Kulturbetrieb heraus touristische Attraktivität, eine bessere Vernetzung, neue Besucher und letztlich höhere Einnahmen generieren will, wird in dem Sammelband zahlreiche Anregungen finden.
Gerald Mertens