Cvetko, Alexander / Constanze Rora (Hg.)

Konzertpädagogik

Musikpädagogik im Diskurs, Bd. 1

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Shaker, Aachen 2015
erschienen in: das Orchester 10/2016 , Seite 54

Im Februar 2014 fand an der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen die Jahrestagung der Gesellschaft für Musikpädagogik (GMP) mit dem Thema „Konzertpädagogik“ statt. Die Vorträge dieser Veranstaltung werden nun in der vorliegenden Veröffentlichung einer breiten Leserschaft zugänglich gemacht und sind nach ihrer inhaltlichen Ausrichtung in drei Bereiche gegliedert: 1. historische Einblicke, 2. konzeptionelle Orientierungen/ Problematisierungen und 3. Projekte und Institutionen.
Im ersten Teil skizziert Katharina Schilling-Sandvoß zunächst die Konzertpädagogik aus historischer Perspektive. Sie blickt dabei in Hunderterschritten zurück und bezieht sich – über die üblicherweise in der Fachliteratur genannten „konzertpädagogischen Meilensteine“ hinaus – auf interessante historische Quellen. Hans-Joachim Erwe widmet sich der schillernden Persönlichkeit von Leonard Bernstein. Der erste Teil schließt mit zwei Beiträgen von Alexander J. Cvetko („Geschichten erzählen als Methode in Schulkonzerten im frühen 20. Jahrhundert“) und Lukas Bugiel, der eine „diskursanalytische Untersuchung zur ‚Krise des Konzerts‘ in Musik- und musikpädagogischen Zeitschriften“ vornimmt.
Am umfangreichsten ist der nun folgende zweite Teil. Sieben Beiträge widmen sich „konzeptionellen Orientierungen/Problematisierungen“. Beispielhaft seien hier zum einen die Aufsätze von Hans Christian Schmidt-Banse („Konzert­pädagogik – Warum? Wie?“) und Christoph Richter („Wer und was ‚bildet‘ das Konzertpublikum?“) genannt, in denen sich die langjährige (konzert-)pädagogische Erfahrung der Autoren widerspiegelt. Zum anderen sei auf die Texte von Constan­ze Rora („Zur Frage des Lernens im Konzertpädagogischen Projekt“) und Silke Schmidt („Dimensionen des Musikerlebens von Kindern“) verwiesen, in denen Ergebnisse von wissenschaftlichen Untersuchungen konzertpädagogischer Projekte dargelegt werden.
Abschließend werden im dritten Teil sechs verschiedene Projekte bzw. Institutionen hinsichtlich ihres konzertpädagogischen Tuns vorgestellt. Neben sehr bekannten Formaten wie dem Education-Programm der Berliner Philharmoniker und dem Hamburger Kulturförderprojekt „The Young classX“ bekommt der Leser hier auch Einblicke in konzertpädagogische Projekte an den Musikhochschulen in Hannover und Trossingen sowie
an der Universität Siegen.
Die vorliegende Publikation überzeugt vor allem durch ihren wissenschaftlichen Ansatz. Angesichts des (noch) recht großen Forschungsdesiderats im Fach „Konzertpädagogik“ ist der Band ein wertvoller Beitrag zum fachlichen Diskurs, der Fragen aufwirft und Impulse für zukünftige Forschungsvorhaben gibt. Leider wird die Konzertpädagogik in dem Buch insgesamt recht einseitig abgebildet und kreative, innovative und aktuelle Strömungen dieses äußerst lebendigen Fachs werden kaum berücksichtigt. Dies mag auch damit zusammenhängen, dass nur fünf von insgesamt 18 Autoren in der konzertpädagogischen Praxis tätig
sind.
Corina Nastoll