Johann Nepomuk Hummel

Konzerte für Trompete und Orchester E-Dur

Urtext, hg. von Michael Kube, Studienpartitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden
erschienen in: das Orchester 10/2019 , Seite 60

Nicht nur im historischen Kontext interessant, sondern auch musikalisch reichhaltig ist das Trompetenkonzert in E-Dur von Johann Nepomuk Hummel, welches im Jahr 1803 entstand und anlässlich der Neujahrsfeierlichkeiten am Esterházy’schen Hof am 1. Januar 1804 vom Hoftrompeter Anton Weidinger uraufgeführt wurde. Weidinger, welcher bereits im Jahr 1800 das vier Jahre zuvor entstandene Konzert Es-Dur von Joseph Haydn Hob.VIIe:1 angeregt und öffentlich gespielt hatte und zudem als Erfinder der Klappentrompete in die Musikgeschichte einging, rief mit dieser Neuerung auch das schöpferische Interesse anderer Komponisten hervor. So verfügen Trompeter heute über einige wunderbare Solowerke für dieses Instrument, welches sich mit seinem chromatischen Spiel allerdings nicht durchsetzen konnte und insbesondere durch die Erfindung der Ventile in Vergessenheit geriet. Das Interesse an den beiden berühmten Klappentrompetenkonzerten ist aber nach wie vor groß. So ist es sehr erfreulich, dass der Verlag Breitkopf & Härtel nach dem Trompetenkonzert von Joseph Haydn nun auch dasjenige von Johann Nepomuk Hummel mit Aufführungsmaterial (PB 15119) und Studienpartitur vorlegt. Der Herausgeber, der Musikwissenschaftler Michael Ku­be, hat der originalen Fassung in E-Dur die Variante in Es-Dur beigefügt. Die zwar nicht originale, aber dennoch häufig gespielte Fassung in Es-Dur, welche nach der modernen Erstausgabe von Fritz Stein im Jahr 1957 Einzug in das Trompetenrepertoire gehalten hat, findet sich im zweiten Teil der Studienpartitur. Bei Stellen der Violinen, wo durch die Transposition der Ambitus des Instruments unterschritten wäre, wählt der Herausgeber sinnvolle Umlegungen, welche er mit Kleinstichnoten kennzeichnet. Leider ist der spannend zu lesende Kritische Bericht nur in der Partitur abgedruckt, und so müssen sich interessierte Besitzer der Studienpartitur mit dem Vorwort begnügen, welches allerdings fundiert recherchiert ist und Hintergrundwissen zur Entstehungsgeschichte dieses Konzerts bereit hält. Inhaltlich liegt dieser Studienpartitur das in der British Library London archivierte Autograf zu Grunde, welches sehr detailgetreu in ein modernes, gut lesbares Notenbild übertragen wurde. Johann Nepomuk Hummel selbst nahm während der Probenarbeit mit seinem Solisten Anton Weidinger Korrekturen an der Solostimme vor und so existieren von einigen Stellen mehrere Varianten. Hierzu finden sich Anmerkungen im Kritischen Kommentar. Der Herausgeber hat sich an die vom Komponisten am wahrscheinlichsten gewünschte Melodieführung gehalten, welche im Autograf mit stechend schwarzer Tinte in die ansonsten mit blassbrauner Farbe notierte Partitur eingetragen wurde. Sinnvolle Ergänzungen zu Artikulation und Dynamik wurden in Klammern hinzugefügt. Breitkopf & Härtel leistet mit der Ausgabe des Trompetenkonzerts von Johann Nepomuk Hummel erneut einen großen Beitrag zur Erschließung des Urtexts.
Kristin Thielemann