Becker, Jonas

Konzertdramaturgie und Marketing

Zur Analyse der Programmgestaltung von Symphonieorchestern

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Franz Steiner, Stuttgart2015
erschienen in: das Orchester 03/2017 , Seite 63

Jonas Becker befasst sich in seiner Dissertation mit der Programmgestaltung von Symphonieorchestern. Der Arbeit liegen die Fragen zu Grunde, wie sich die Gestaltung der Konzertprogramme eines Orchesters konstituiert, welche dramaturgische Verknüpfung zwischen den Segmenten der Programmgestaltung besteht und welche Rolle das Orchestermarketing für die Konzertdramaturgie spielen kann. Methodisch basiert die Arbeit auf der Analyse von zehn Spielzeiten, die Jonas Becker anhand von drei Orchestern aus dem Ruhrgebiet durchgeführt hat. Angereichert sind seine Analysen durch Interviews mit Alfred Wendel, Johannes Bultmann und Steven Sloane.
Die Arbeit lässt sich in drei wesentliche Teile untergliedern: Erstens die theoretische Behandlung der Themen Konzertdramaturgie und Marketing; zweitens die Darstellung der untersuchten Spielzeiten; und drittens, der Vergleich der Ergebnisse unter Berücksichtigung der Aussagen aus den geführten Interviews.
Nach der interessanten Einführung in die Orchestersituation in Deutschland eröffnet der Autor sein Kernthema mit der kundigen Diskussion über den Begriff der Dramaturgie. Der etymologischen und terminologischen Behandlung der Konzertdramaturgie schließt sich ein knapper Abschnitt zum Orchestermarketing an, in dem jedoch nur bedingt auf die Spezifika der Orchester bzw. der Besonderheiten der Programmgestaltung eingegangen wird.
Im zweiten Teil werden die Analysen der symphonischen Konzertreihen der Duisburger Philharmoniker, der Essener Philharmoniker und der Bochumer Symphoniker vorgestellt. Der Autor hat sich die Mühe gemacht, 30 Spielzeitprogramme auszuwerten und beschreibt in chronologischer Reihenfolge die Programme der Spielzeiten von 2000/01 bis inklusive 2009/10 der drei Orchester.
Das Buch schließt im dritten Teil mit der Auswertung der Programme. Hier erfährt der Leser beispielsweise, dass die Duisburger und die Essener Philharmoniker am häu­figs­ten Werke von Mozart und Beethoven spielen. Bei den Bochumer Symphonikern sind es hingegen Werke von Beethoven und Haydn.
Mit der Verknüpfung der Themen Konzertdramaturgie und Marketing hat sich der Autor ein spannendes Thema der Leistungspolitik von Orchestern ausgesucht. Der Buchtitel lässt jedoch mehr erwarten, als dem Leser bei der Lektüre geboten wird. Kritisch zu sehen ist, dass die drei untersuchten Orchester weitgehend isoliert betrachtet werden. Ein allgemeines Modell oder Implikationen für andere Orchester werden nicht hinreichend abgeleitet. Auch die übergeordnete Abhandlung der Bedeutung bzw. Gestaltung von Konzertdramaturgie im Kontext des Orchestermarketings kommt sehr kurz. Damit richtet sich das Buch vor allem an Personen, die sich für die genannten drei Orchester interessieren. Für diesen Leserkreis bietet das Buch hingegen eine umfassende und wertvolle Aufbereitung der betrachteten Spielzeiten.
Lorenz Pöllmann

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