Johann Matthias Sperger
Konzert Nr. 8 in D (T8)
für Kontrabass und Orchester, Klavierauszug mit zwei Solostimmen (Original und Bearbeitung), hg. von Klaus Trumpf und Miloslav Gajdoš
Johann Matthias Sperger ist außerhalb der Kontrabassisten-Szene wenig bekannt. Diese allerdings kennt Sperger nicht nur als anspruchsvollen Komponisten der Frühklassik; auch durch die 2001 gegründete Sperger-Gesellschaft mit Sitz in Ludwigslust, Mecklenburg-Vorpommern, die alle zwei Jahre in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater Rostock einen Internationalen Wettbewerb für Kontrabass, den Sperger-Wettbewerb, ausschreibt, ist Sperger in der Szene bekannt. Der Gründer der Gesellschaft, Klaus Trumpf, Professor für Kontrabass in München, tritt auch als Herausgeber wichtiger Notentexte für das Instrument hervor.
Sperger selbst wurde 1750 in Niederösterreich (heute Tschechien) geboren und in Wien zum Kontrabassisten ausgebildet. Er reiste viel, erhielt aber 1789 in Ludwigslust eine Festanstellung in der Fürstlichen Kapelle. 1812 starb er daselbst. Er schrieb 44 Sinfonien und zahlreiche Solokonzerte, darunter 18 für sein Instrument. Sie zeigen nicht nur sein stupendes Können als Solist, sondern auch die Veränderungen, denen das Instrument während seiner Lebenszeit unterworfen war.
Das nun vorliegende Konzert Nr. 8 (T8) beispielsweise ist geschrieben in Es-Dur – eine unbequeme Tonart für ein in D gestimmtes Instrument und ein Problem, das der damalige Musiker durch Skordatur löste: Er stimmte sein Instrument einen Halbton höher. Allerdings wurde das Konzert für ein Wiener Instrument geschrieben, das wiederum mit zwei Saiten im Terzabstand gestimmt wurde. Solist:innen mit heutiger Quart-Stimmung stellt das vor nicht zu unterschätzende Schwierigkeiten. Denn so sind einige Doppelgriffpassagen in moderner Stimmung kaum zu bewältigen.
Eine heutige Notenausgabe der Solostimme bedarf also nicht weniger Eingriffe, um sie für Instrumentalist:innen, die nicht in historischen Spielweisen trainiert sind, attraktiv zu machen. Der Klavierstimme sind daher zwei Fassungen der Solostimme beigefügt, eine in D-Dur für Spieler der „Wiener Stimmung“ und eine transponierte für die Stimmung fis-h-e-a. Hierin sind Doppelgriffe mit kleineren Noten angedeutet, Akkorde werden mit Vorschlägen arpeggiert.
Während die Orchesterstimmen des in der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern liegen-den Autografs in Dynamik und Artikulation offenbar differenziert notiert sind, lässt Sperger dem Soloinstrument fast völlige Freiheit. Die jetzige Neuausgabe folgt dieser Vorgabe, wobei die Virtuosität der Solostimme „die gesamte Applikatur des Solokontrabasses über vierundeinehalbe Oktave“ ausschöpft. Dabei lässt sich „bis auf die […] angeführten Doppelgriffe aus Klanggründen“ alles „ohne jegliche Änderungen“ auf das heutige Instrument „tongetreu übertragen“, so die Herausgeber.
Matthias Roth