Carl Friedrich Abel

Konzert Nr. 2 C-Dur WKO 60 für Violoncello solo, 2 Oboen, 2 Hörner und Streicher, Urtext

hg. von Markus Möllenbeck, Partitur/Klavierauszug

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Edition Walhall
erschienen in: das Orchester 12/2022 , Seite 62

Das Cellokonzert ist im 18. Jahrhundert keine unübliche, aber auch gerade keine extrem häufige Gattung. Es gibt unter den über 400 Konzerten von Vivaldi auch eine ganze Reihe von Cellokonzerten, aber keines von Johann Sebastian Bach. In der zweiten Jahrhunderthälfte ist die Ausbeute noch geringer. Haydns Konzerte in C-Dur und D-Dur sind, neben dem B-Dur-Konzert von Luigi Boccherini, die einzigen, die zum Standardrepertoire der Cellist:innen gehören. Von Mozart gibt es kein Konzert für das Cello – und von Beethoven auch nicht, immerhin ist der Cellopart im Tripelkonzert recht dankbar.
Es ist deshalb allemal verdienstvoll, wenn bislang vergessene oder vernachlässigte Konzertmusik für das Violoncello dieser Zeit durch verlässliche Ausgaben verfügbar gemacht werden. Schön wäre besonders, wenn dadurch „neue“ Stücke für Konzerte gewonnen werden könnten.
Das gilt vor allem, wenn es sich um so reizvolle Werke handelt wie das zweite Cellokonzert in C-Dur von Carl Friedrich Abel, das nun in der Reihe „Il Violoncello concertato – Cellokonzerte des 18. Jahrhunderts“ von Markus Möllenbeck als Urtext-Edition vorgelegt wurde.
Markus Möllenbeck, der 2022 seinen 60. Geburtstag feiert, ist seit vielen Jahren als Lehrer und Herausgeber, aber eben auch als Kammermusiker und Mitglied führender Originalklangensembles tätig.
Das C-Dur-Konzert von Carl Friedrich Abel, dem Sohn von Johann Sebastian Bachs Köthener Gambisten Christian Ferdinand Abel und späteren Compagnon von Johann Christian Bach (dem jüngsten Sohn des „alten Bachs“) bei den Londoner Bach-Abel-Konzerten, entstand ein Jahr vor Haydns
D-Dur-Konzert und ist ein technisch anspruchsvolles und kompositorisch ansprechendes Solokonzert, das durchaus eine Alternative zu den Haydn-Konzerten darstellen kann.
Die nun vorliegende Urtext-Edition ist vorzüglich, sie ist gut lesbar und bringt eine große Fülle an Informationen zum Stück. Das ausführliche Vorwort ist faktenreich und wissenschaftlich fundiert, dabei sehr leicht und spannend zu lesen. Es enthält neben den Anmerkungen zum Stück auch viele biografische Details zu Abel, der – wie sein Vater – Gambist war, aber eben auch das Violoncello in seinen Kompositionen bedachte.
Interessanterweise gibt es im Notentext zu dem C-Dur-Konzert, zu dem zwei unterschiedliche Finalsätze entstanden (beide werden hier ediert), auch zeitgenössische Fingersätze und Hinweise auf die Daumenlage. Möllenbeck bringt sie nicht zuletzt als Verweis auf die Spielpraxis in der damaligen Zeit. Auch originale Kadenzen von Carl Friedrich Abel werden abgedruckt.
Es wäre sehr zu wünschen, dass diese Ausgabe nun in der Praxis eifrig genutzt wird. Das aparte Werk und seine exzellente Edition haben es verdient.
Karl Georg Berg