Georg Friedrich Händel

Konzert in F HWV 331

Urtext, hg. von Terence Best, Partitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bärenreiter
erschienen in: das Orchester 12/2021 , Seite 72

Die Wassermusik von Georg Friedrich Händel gehört zu den populärsten und meistgespielten Instrumentalwerken der Barockmusik. Gespielt wird sie entweder in Teilen oder in einer rund einstündigen Komplettfassung, die aber in der Reihenfolge der Sätze kaum je gleich ist. Das hängt damit zusammen, dass die Wassermusik lange als ein Werk aus drei separaten Suiten angesehen wurde, die dann für sich oder in bunter Mischung der Sätze musiziert wurden und werden.
Wie der renommierte Händel-Forscher Terence Best im Vorwort zu der vorliegenden Ausgabe des F-Dur-Konzerts HWV 331 schreibt, habe aber sein Fund der ältesten handschriftlichen Partitur der Wassermusik in London im Jahr 2004 belegt, dass die Drei-Suiten-Theorie nicht haltbar sei, denn sie setze voraus, dass das Konzert HWV 331 ein Teil des Wassermusik-Konvoluts gewesen sei und am Ende von dessen F-Dur-Suite gestanden haben könnte.
Das Konzert HWV 331 sei aber nie ein Teil der Wassermusik gewesen, sondern für einen anderen Anlass wohl Anfang der 1720er Jahre komponiert worden. Allerdings habe Händel für das zweisätzige Stück Musik aus dem D-Dur-Teil der Wassermusik verwendet und bearbeitet. Die Transposition nach F-Dur war dem Umstand geschuldet, dass hier statt der Trompeten nun (Natur-)Hörner spielen, für die F-Dur die notwendige Tonart ist.
Interessant ist, dass Händel bei der Neufassung als Konzert in F – das, so Terence Best, für ein Konzert am 20. März 1723 im Drury Lane entstanden sein könnte – die Wassermusik-Vorlage verändert und erweitert hat. Es gibt zum Beispiel im ersten Satz eine Stelle, die von Musik aus dem Oratorium Esther inspiriert ist, und im zweiten Satz „Alla Hornpipe“ eine neue Stimme in langen Noten.
Die nun erschienene Einzelausgabe des Konzertes HWV 331 nach dem Urtext der Hallischen Händel-Ausgabe ist im sorgfältig edierten und gut lesbaren Notentext eine Auskopplung aus dem schon 2007 vorgelegten Band mit der Wassermusik, bei der der 2014 gestorbene Dirigent und Musikwissenschaftler Christopher Hogwood der Mitherausgeber war. Das Konzert war schon damals ausdrücklich als eigenes Werk und nicht als Teil der Wassermusik ausgewiesen worden.
Die Einzelveröffentlichung bietet nun erst recht die Chance, das Konzert vor allem in der musikalischen Praxis als eigenständiges Musikstück in den Blick zu nehmen. Es gibt Interpreten – so Trevor Pinnock mit The English Concert oder John Eliot Gardiner mit den English Baroque Soloists –, die das Konzert HWV 331 schon vor längerer Zeit unabhängig vom Zusammenhang mit der Wassermusik immer wieder aufgeführt und auch auf CD eingespielt haben.
Dass es durch die Wassermusik in seiner Grundthematik geläufig, aber eben auch auf reizvolle Weise anders ist, macht es für die Hörer sehr apart und nicht nur für eingefleischte Händelianer zum Genuss. Gut also, dass es in philologisch vorbildlicher Form als eine praktische Einzelausgabe vorliegt und nun noch viel häufiger für Aufführungen ausgewählt werden kann.