Robert Schumann

Konzert in a-Moll op. 129 für Violoncello und Orchester

Partitur/Klavierauszug/Stimmen (Transkription für Violoncello und Streichquartett), Urtext, hg. von Kate Bennett Wadsworth

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Bärenreiter, Kassel
erschienen in: das Orchester 5/2025 , Seite 70

Als „heiteres Stück“ bezeichnete Robert Schumann sein Cellokonzert, Gattin Clara vernahm nebst Schwung und Frische nicht zuletzt „Humor“. Es mag uns schwerfallen, der Charakteristik zu folgen. Entgegen einer verbreiteten Ansicht wurde das 1850 entstandene Konzert nicht erst von Cellist:innen des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fanden diverse Aufführungen statt, doch dürfte das Werk zumeist als „schwierig“ empfunden worden sein. Dem Cellisten Grützmacher wurde gar „Selbstverleugnung“ attestiert, als er für einen Auftritt anstelle eines Virtuosenstücks das Schumann-Konzert auswählte. Freilich befinden wir uns hier noch in einer Zeit, in der Instrumentalkünstler zumeist mit eigenen Bravourstücken zu glänzen beliebten. Schumanns Cellokonzert zählt zu den frühesten Vertretern der Gattung, in denen nicht cellistische Fingerfertigkeit, sondern pure Musik und ihr künstlerischer Wert im Vordergrund standen.
Diesen ästhetischen Background erläutert die Herausgeberin im Vorwort der vorliegenden Neuedition detailliert. Zudem gibt sie interessante Einblicke in Entstehungs-, Editions- und Rezeptionsgeschichte und beschreibt Schumanns Zusammenarbeit mit dem Cellisten Robert Emil Bockmühl. Dessen 1847 veröffentlichte Celloschule bildet eine wichtige Quelle im Zusammenhang mit aufführungspraktischen Fragen. Kate Bennett Wadsworth, renommiert als Cellistin und Musikwissenschaftlerin, legt mit dieser Edition als Abschluss einer mehrjährigen Forschungsarbeit ein eindrucksvolles Werk vor: Partitur, Klavierauszug, Aufführungsmaterial, dazu eine selbsterstellte Version für Solo-Cello und Streichquartettbegleitung, einem Vorhaben Schumanns folgend, der dazu angeregt hatte, ein Arrangement anzufertigen, „in das die obligaten Blasinstrumentenstellen eingeschlossen würden, daß man es auch in Privatkreisen aufführen könnte“.
Mithin: die ideale Edition? Nicht ganz: Der Cello-Solopart wird allerorten – in Partitur, Klavierauszug sowie in drei Einzelheften (einmal ohne, einmal mit Ergänzungen Wadsworths sowie als Bestandteil des Stimmensets der Quartettbearbeitung) – mit Bockmühls Originalfingersätzen wiedergegeben. Diese finden sich im Erstdruck der Solostimme von 1854 und sind für Vertreter:innen der Cellistenzunft höchst interessant: intensive Verwendung der Daumenlage über die Saiten hinweg, häufiger Einsatz des vierten Fingers bis in höchste Lagen – in puncto Cellotechnik hat sich seit Bockmühls Zeiten einiges geändert! Gleichwohl wären wünschenswert gewesen: ein Stimmheft „ohne Bockmühl“ sowie der reine Notentext der Solostimme als Bestandteil der Urtext-Partitur.
Kein Zweifel indes: Hier wurde mit großer praktischer wie quellenkundlicher Kompetenz gearbeitet. Respekt!
Gerhard Anders