Mozart, Wolfgang Amadeus

Konzert für Horn und Orchester

Es-Dur KV 447, hg. von Henrik Wiese, Partitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf und Härtel / Henle, Wiesbaden / München 2013
erschienen in: das Orchester 06/2014 , Seite 69

Mit dieser Ausgabe des Hornkonzerts KV 447 von Wolfgang Amadeus Mozart ist ein weiteres Urtext-Exemplar des Werks erschienen. Da entsteht zwangsläufig die Frage, wozu noch eine Ausgabe nach dem Urtext von diesem bereits gründlich recherchierten Hornkonzert? Sind genügend neue wissenschaftliche Erkenntnisse vorhanden, um eine neue Auflage zu rechtfertigen, oder ist dies nur eine Verkaufsstrategie des Verlags?
Der Mozart-Experte Henrik Wiese hat nach dem aktuellen Stand der Mozart-Forschung diese Ausgabe ediert. Seit zehn Jahren besteht eine Kooperation für Urtext-Ausgaben von Breitkopf & Härtel, Wiesbaden, und dem G. Henle Verlag in München. Für diese Ausgabe wurde ausschließlich das gut leserliche, vollständige Autograf Mozarts als Quelle benutzt. Sie bietet neue Einsichten zu diesem wohl bekanntesten Hornkonzert Mozarts. Im Vorwort der hier vorliegenden Partitur sind einige neue wissenschaftliche Ergebnisse erwähnt: Nach Papier- und Handschriftanalysen des Originals ist ein späteres Entstehungsjahr festgestellt worden: 1787 anstatt 1783. Das Werk bleibt allerdings chronologisch immer noch das dritte vollendete Hornkonzert Mozarts. Der zweite Satz Romance ist 1802 in einer abgeänderten Fassung von Michael Haydn erschienen – vermutlich von dem Hornisten Leutgeb in Auftrag gegeben.
Erläuterungen zum Autograf und Vergleiche mit anderen Urtext-Ausgaben sind in einem Kritischen Bericht am Ende der Partitur gedruckt. In Bezug auf Veröffentlichungen von Clive Brown und Robert Riggs verzichtet die vorliegende Ausgabe auf einen Unterschied zwischen Punkten oder senkrechten Strichen beim Staccato und druckt einheitliche Staccato-Striche. Die spärliche Artikulationsmarkierung der Hornstimme ist nach dem Autograf getreu übernommen. Bei den Orchesterstimmen sind ergänzte Staccato-Striche in Klammern gesetzt und die ergänzten Bindebögen gestrichelt.
Diese Edition orientiert sich an den neuesten Ergebnissen der internationalen Mozart-Forschung und hält sich bewusst ohne Abweichungen an das Original. Hierzu zwei Beispiele: Das im Autograf eindeutige d’ der Viola in Takt 102 ist in dieser Ausgabe geblieben, obwohl c’ harmonisch nachvollziehbar wäre. Die zwei Takte 180 und 181 im letzten Satz sind in der Viola-Stimme im Original verwischt. Anstatt die beiden Takte wie in den Fagott- und Hornstimmen mit Achtelnoten zu vervollständigen, hat der Herausgeber sich für zwei Pausentakte entschieden. Dieser Vorgang ist im Notenmaterial vermerkt und im Kritischen Bericht erläutert. Die Inst­rumenten-Reihenfolge der Partitur weicht allerdings vom Original (Corno principale, Violini, Viole, Clarinetti in B, Fagotti und Bassi) ab.
Sicherlich wird es auch noch weitere neue Urtext-Ausgaben für dieses Konzert nach zukünftigen Forschungsergebnissen mit entsprechenden kritischen Überlegungen geben.
Thomas Swartman

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