Johann Baptist Georg Neruda

Konzert für Horn (in Es) / Trompete (in Es und B) und Streicher Es-Dur

hg. von Dominik Rahmer, Klavierauszug: Christoph Sobanski, Kadenzen: Reinhold Friedrich, Urtext

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Henle
erschienen in: das Orchester 07-08/2019 , Seite 64

Eines der heute bekanntesten und meistgespielten Trompetenkonzerte ist eigentlich ein Hornkonzert. Das anspruchsvolle Konzert für Horn und Streicher wurde von Johann Baptist Georg Neruda (ca. 1711-1776) um 1750 am Dresd­ner Hof komponiert, wo er als Violinist tätig war. Das barocke Konzert wurde sehr wahrscheinlich für den im 18. Jahrhundert berühmten Hornvirtuosen Johann Georg Knechtel in Dresden geschrieben. Knechtel wirkte in der Dresdener Hofkapelle in der Zeit von 1734 bis 1773. Er besaß enorme technische Fähigkeiten und war spezialisiert auf die Clarinlage, ein sehr hohes Hornregister zwischen dem achten und 24. Naturton. In dieser hohen Lage ist das Spielen von tonleiter­artigen Passagen möglich.

Das Konzert mit seinem sehr hohen und virtuosen Solopart ist genau auf den Dresdener Clarinhornstil zugeschnitten. Virtuose Läufe und Dreiklangsbrechungen bewegen sich stets im Bereich vom notierten c” bis g”’. Ein Entstehungsdatum ist nicht genau nachweisbar. Sehr wahrscheinlich wurde das Werk aber in den späten 1740er Jahren komponiert, als Knechtel auf der Höhe seines Könnens war. Ab 1755/56 gab Knechtel das Hornblasen auf und wurde als Cellist in der Dresdener Hofkapelle weiter beschäftigt. Ein Kopist, der in Dresden bis 1750 angestellt war, hat eine Abschrift des Konzerts angefertigt und belegt damit eine Datierung.

Nach der Entwicklung der Handhorntechnik und dem Niedergang der Clarinblastechnik in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts geriet das Konzert in Vergessenheit. Erst 1968 erschien in Prag eine Ausgabe für Trompete. Auf dem modernen Ventilhorn ist es in der originalen Oktave fast unspielbar und wird deshalb heute fast ausschließlich mit der Trompete gespielt.

Die einzige erhaltene Quelle für diese Ausgabe ist die gut lesbare Stimmenabschrift von dem oben genannten Dresdener Kopisten aus dem Nationalmuseum in Prag. Die Abschrift besteht aus fünf Einzelstimmen: Horn, Violine 1, Violine 2, Viola und Basso. Auf der Grundlage der Streicherstimmen dieser Stimmenabschrift hat Christoph Sobanski den Klavierauszug für die vorliegende Urtext-Ausgabe gefertigt. Die Klavierstimme ist bezüglich Artikulation und dynamischer Bezeichnungen dem Original treu.

Das Konzert für Horn (Trompete) und Streicher Es-Dur ist von Dominik Rahmer als Klavierauszug zuverlässig und genau herausgegeben. Das Vorwort und erläuternde Fußnoten sind in deutscher, englischer und französischer Sprache. Am Ende der Ausgabe sind allgemeine Bemerkungen mit Quellennachweis und Einzelbemerkungen zur Hornstimme und mehrdeutigen Stellen in den Streicherstimmen angegeben. Die Kadenzen sind von Reinhold Friedrich. Das Stück ist in den blauen Urtextausgaben bei Henle erschienen. Die hier vorliegende Ausgabe hat Stimmen in Es und B für Trompete sowie die Originalversion in Es für Hornisten, die auf dem hohen Naturhorn oder Diskanthorn spezialisiert und versiert sind.

Thomas Swartman