Domenico Cimarosa
Konzert C‑Dur
für Solo-Oboe, 2 Hörner, 2 Violinen, Viola und Basso, hg. von Sandro Caldini, Klavierauszug
Domenico Cimarosa (1749–1801) war einer der erfolgreichsten und fruchtbarsten Opernkomponisten seiner Zeit. Der musikalisch hochbegabte Sohn eines Steinmetzes und einer Wäscherin durchlebte alle Höhen und Tiefen eines Musikerlebens: In Neapel, Venedig, Rom, Petersburg und Wien feierte er größte Erfolge. Doch wegen seiner Unterstützung der Republikaner in Neapel musste er ins Gefängnis und wäre fast hingerichtet worden. Heute ist im Wesentlichen nur noch seine Oper Il matrimonio segreto im Repertoire.
Umso mehr ist es verdienstvoll, dass die Edition Walhall jetzt sein Oboenkonzert in C‑Dur herausbringt und so, neben den bereits edierten Konzerten, nun ein weiteres musiziert werden kann. Die Herausgeber, der Oboist Sandro Caldini und sein Bruder, der Komponist und Musikwissenschaftler Fulvio Caldini, entdeckten das Werk in der italienischen Stadt Novara, im Civico Istituto Musicale Brera. Die Handschrift stammt von einem Kopisten und ist auf das Jahr 1781 datiert.
Obwohl ich kein Kenner von Cimarosa bin, erscheint mir die apodiktische Aussage der Herausgeber, es gebe „keinen Zweifel an der Authentizität der Komposition“, etwas gewagt. Beim Vergleich mit den Satzanfängen und des dabei zumeist zu beobachtenden, viel detaillierter komponierten Dialogs zwischen Tuttiorchester und Solist, zum Beispiel in den Konzerten c‑Moll, C‑Dur oder B‑Dur, wirkt das vorliegende Konzert zumindest im ersten Satz konventionell. Die Herkunft dieser Kopie müsste sicherlich noch genauer untersucht werden.
Dessen ungeachtet lohnt sich die Beschäftigung mit diesem Konzert, besonders für Oboist:innen, da es eine große Herausforderung an die Technik darstellt. So muss der Solist im ersten Satz Allegro schwierige Sechzehntel-Passagen bewältigen, die sich dann noch zu Sechzehntel-Triolen steigern; im Andante muss er improvisatorisch wirkende Zweiunddreißigstel-Verzierungen in die Melodie einbauen. Doch nicht nur die Spieltechnik ist hier gefordert, sondern auch die musikalische Gestaltungsfähigkeit. Das Andante sostenuto gibt der Oboe die Gelegenheit zu wunderbarem Belcanto. Eine am Operngesang orientierte Artikulation und Phrasierung können den intensiven Ausdrucksgehalt dieser Musik zur Geltung bringen. Das abschließende Rondo besticht durch seine Kontraste zwischen Piano und Forte und die rhythmischen Sforzato-Akzente.
So ist diese Ausgabe bestens geeignet für pädagogische Zwecke, aber auch für das Konzert. Das Druckbild ist klar und gut lesbar. Kleine Abstriche müssen allerdings hinsichtlich der in der Ausgabe enthaltenen Informationen gemacht werden. Es gibt keine Faksimileseiten zu den einzelnen Sätzen, um das ursprüngliche Notenbild zu zeigen, auch keine Beschreibung des Autografs, insbesondere was Artikulationszeichen und dynamische Angaben betrifft, ganz zu schweigen von Überlegungen zur Aufführungspraxis mit der im ausgehenden 18. Jahrhundert gebräuchlichen Oboe.
Franzpeter Messmer