Vanhal, Jan Krtitel

Konzert C-Dur

für Viola und Orchester, Klavierauszug von Vilém Blažek

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bärenreiter, Prag 2016
erschienen in: das Orchester 03/2017 , Seite 65

Der sieben Jahre nach Joseph Haydn geborene Jan Krtitel Vanhal (1739-1813) war einer der erfolgreichsten Wiener Komponisten im klassischen Stil. Seine über 1300 Werke umfassen Opern, Messen, Sinfonien, Kammermusik und zahlreiche Solokonzerte. Dass er gegenüber Haydn und Mozart in Vergessenheit geriet, ist in seinem gefälligen und konventionellen Kompositionsstil begründet. Doch für Musiker auf weniger „priviligierten“ Instrumenten ist sein Werk eine Fundgrube; nicht umsonst ist sein Kontrabasskonzert berühmt. Violaspieler haben in seinen Sonaten zwar Originalliteratur, doch das Violakonzert hat Vanhal ursprünglich für Violoncello komponiert. Allerdings wurde kurz nach dessen Erscheinen eine Fassung für Bratsche veröffentlicht, die aller Wahrscheinlichkeit nach auf den Komponisten selbst zurückgeht.
Dieses Violakonzert wurde bereits 1962 in Prag veröffentlicht, den Klavierauszug erstellte Vilém Blažek. 1973 gab die International Music Company das Konzert erneut in New York heraus. Diese Noten sind bis heute erhältlich. Die Ausgabe des Bärenreiter-Verlags folgt ganz offensichtlich den Vorgängerausgaben und verwendet ebenso wie diese beiden den Klavierauszug von Vilém Blažek. Der Herausgeber Philipp Schmidt bemerkt „zur Edition“, dass die Stimmabschrift des Konzerts in der Version für Viola nicht mehr auffindbar ist, aber noch eine Mikro­filmkopie der Quelle im mährischen Landesmuseum in Brünn (Brno) erhalten ist, die aber bei dieser Wiederauflage nicht berücksichtigt werden konnte, ohne dass er den Grund dafür nennt. Deshalb räumt er ein, dass die Artikulation und die nachkomponierten Solokadenzen den „praxisorientierten Ansprüchen der Herausgeber früherer Zeiten“ folgen. Es handelt sich also im Wesentlichen wohl um den Reprint der früheren Ausgabe; ob diese Wiederauflage den Ansprüchen einer Urtextausgabe genügt, wie das Label „Bärenreiter Urtext“ suggeriert, kann nicht nach­vollzogen werden. Jedenfalls ist die Bärenreiter-Ausgabe rund elf Euro billiger als die der International Music Company.
Vanhals Violakonzert ist eine wichtige Bereicherung des Bratschenrepertoires und liegt auf einer Ebene etwa mit dem Konzert von Franz Anton Hoffmeister. Von Violaspielern ist hier eine hohe Flexibilität und Leichtigkeit bei der Artikulation gefordert. Sie müssen die Behändigkeit eines Violinisten haben und vor allem die schnellen, diminuierten, aus der Improvisation kommenden Figuren einer sprechenden Artikulation unterordnen. Vielfach steigt der Solist in die hohe Sopranviolinlage hinauf, weshalb wohl eher eine kleine Bratsche für dieses Konzert geeignet ist. Insgesamt ergibt sich eine geistvoll unterhaltende Musik, die vielfach
eine gewisse Nähe zur böhmischen Volks­musik aufweist. Für Studium und Konzert ist dieses Werk gleichermaßen höchst dankbar.
Franzpeter Messmer