Antonín Dvorák

Konzert a-Moll

für Violine und Orchester op. 53, hg. von Iacopo Cividini, Studienpartitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bärenreiter, Prag
erschienen in: das Orchester 07-08/2018 , Seite 60

Das Violinkonzert in a-Moll von Antonín Dvořák gehört heute zu den großen Repertoirestücken der Violinliteratur. Umso erstaunlicher mutet die komplizierte Entstehungsgeschichte dieses virtuosen und berührenden romantischen Werkes an: ein Widmungsträger von geigerischem Rang – Joseph Joachim –, der zwar bei der Redaktion der ersten Manuskripte dem Komponisten, wenn auch zögerlich, zur Seite steht, sich aber offensichtlich weigert das Werk uraufzuführen!
Sodann ist zu berichten von einem namhaften Verleger – Simrock –, der das Autograf lange Zeit unveröffentlicht lässt, sowie von Umarbeitungen des Komponisten und einer davon wiederum abweichenden Erstausgabe, welche aber wohl durch den Komponisten autorisiert war! Es existierte anscheinend eine verschollene Erstfassung, die der Komponist der Vermutung nach selbst vernichtet hat. Lediglich die letzten vier Seiten von Skizzen des Finales, versehen mit dem Vermerk „beendet 13. 07. 1879 in Sychrov“, sind im Antonín-Dvořák-Museum Prag erhalten (vgl. Vorwort von Otakar Šourek der Ausgabe Prag, 1955). Schließlich ist ebenfalls die Vorlage Joachims für die Einrichtung der Solostimme verloren gegangen.
Letztendlich verdankt das Werk dem tschechischen Landsmann Dvořáks, František Ondříček, seine erfolgreiche Uraufführung. Da sich die bisherigen Druckausgaben auf die bereits durch Dvořák autorisierte veränderte und erleichterte Fassung Simrocks beschränkten, ist es eine verdienstvolle Leistung der Neuausgabe, die ursprüngliche Version wieder zugänglich zu machen.
Während die tschechische Ausgabe von 1955 (Editio Supraphon) die Einrichtung des Violinparts aus den Vorschlägen Ondříčeks in Bearbeitung von Jindřich Feld wiedergab, liegt in der Neuausgabe nun eine Ausgabe mit den originalen Fingersätzen und Spielanweisungen des Komponisten vor. Lediglich in der Violinstimme des zugehörigen Klavierauszugs können die Joachim’schen Eintragungen nachgelesen werden.
Die Gegenüberstellung der Fingersätze und Striche Joachims mit den ansonsten verwendeten originalen Fingersätzen und Bogenstrichen Dvořáks bietet eine interessante aufführungshistorische Quelle. Für die vorliegende Ausgabe wurde die – spieltechnisch schwierigere – Variante des Notentextes aus der Autograffassung Dvořáks verwendet, welche nicht im Erstdruck enthalten ist. Die Alternativen des Erstdrucks nach Joachim wurden als Ossia abgebildet. Es sind dies drei Stellen im ersten (T. 233) und im 3. Satz (T. 701 und 792). Bis auf wenige Ausnahmen wurde die Notationsweise Dvořáks ebenfalls in den Druck übernommen.
Neben der vorliegenden Studienpartitur sind Dirigierpartitur und Klavierauszug mit Solostimme erhältlich.
Uwe Gäb

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