Carl Philipp Emanuel Bach

Konzert A-Dur

Wq 172 für Violoncello solo, 2 Violinen, Viola und B. c., Urtext, Partitur/Klavierauszug

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Walhall, Magdeburg 2014
erschienen in: das Orchester 02/2015 , Seite 71

„Il Violoncello Concertato“, so lautet der Titel einer gelungenen Reihe der Edition Walhall mit Cellokonzerten des 18. Jahrhunderts. Darin finden sich sowohl bekannte Konzerte beispielsweise von Antonio Vivaldi oder von Carl Philipp Emanuel Bach als auch Raritäten in Erstausgabe wie die Kompositionen von Antonio Caldara und Johann Wilhelm Hertel. Die Editionen von Markus Möllenbeck erweitern nicht nur das Cello-Repertoire, sondern punkten auch durch ihre akribische und fundierte Recherche. Der Herausgeber ist erfolgreicher Barockcellist und Pädagoge; er lehrt an der Universität der Künste Berlin und an der Folkwang Universität Essen.
Carl Philipp Emanuel Bachs Cellokonzert in A-Dur ist zu dessen 300. Geburtstag in dieser Reihe in kritischer Neuausgabe erschienen. Die Ausgabe bezieht sich auf zwei erhaltene Stimmabschriften aus Brüssel und Stockholm. Beide Quellen werden gleichermaßen berücksichtigt. Abweichungen und Ergänzungen sind vom Herausgeber im Kritischen Bericht kenntlich gemacht worden.
Das hier vorliegende Konzert aus dem Jahr 1753 ist das letzte von insgesamt drei Konzerten. Carl Philipp Emanuel Bach zeigt sich mit den Möglichkeiten des Violoncellos vertraut und nutzt sie gekonnt. Beide Quellen sehen vor, dass der Solist in den Tuttipassagen den Basso ripieno mitspielt und so die Möglichkeit bekommt, die Aufführung selbst zu leiten. Der erste lebhafte Satz wird durch Akkordbrechungen und Läufe bestimmt. Im zweiten Satz tritt das Solocello durch die hohe Lage deutlich aus dem Tutti hervor. Die seufzerartigen, kantablen Motive mit abrupten dynamischen Wechseln färben den traurigen Charakter des Satzes. Er enthält zudem eine von Bach selbst gesetzte Kadenz, die entsprechend der damaligen Auffassung lediglich aus einem kurzer Einwurf mit Tonleitern und Dreiklängen besteht. Im letzten Satz erfordern die schnellen, schwingenden Passagen und synkopischen Rhythmen Leichtigkeit und technisches Geschick des Cellisten.
Carl Philipp Emanuel Bachs Konzert präsentiert das Cello sowohl in seinen virtuosen als auch kantablen Facetten. Es ist geprägt durch stark kontrastierende, bisweilen gar schroffe dynamische Wechsel. Bachs Cellokonzerte liegen in denselben Tonarten ebenfalls in Fassungen sowohl für Cembalo als auch für Traversflöte vor. In neuen Forschungen wird vermutet, dass die Versionen für Violoncello tatsächlich die Erstfassungen der Konzerte darstellen. Unabhängig von der Frage, ob sie Originalkompositionen oder spätere Transkriptionen sind, bilden die Konzerte ein wichtiges Bindeglied zwischen den barocken Konzerten und den klassischen Konzerten für das Violoncello.
Anna Catharina Nimczik