Vanhal, Johan Baptist
Kontrabasskonzert
Klavierauszug in C- und D-Dur von Christoph Sobanski, Kontrabassstimmen für Solo-, ORchester- und "Wiener Stimmung" mit Kadenzen, Fingersatz und Strichbezeichnungen von Tobias Glöckler, zusätzliche Kadenzen von Johannes Sperger, hg. von Tobias Glöckler
Johann Baptist Vanhals Kontrabasskonzert zählt zu den bekanntesten seiner Gattung. Jeder Student hat es auf dem Notenpult liegen, ist es doch oft Prüfungs- oder Pflichtstück bei Wettbewerben oder Probespielen. In Vanhals Lebenszeit von 1739 bis 1813 entstanden mehrere heute noch bedeutende Werke der Kontrabassliteratur, etwa von Joseph Haydn, Johann Sperger oder Carl Ditters von Dittersdorf. Der Kontrabass erfreute sich in Wien großer Beliebtheit,und bedenkt man die damalige Verwendung von Darmsaiten und die oft hohe Lage vieler Kompositionen, so verweist dies auf virtuoses Können so mancher Bassisten der Wiener Klassik. Für wen Vanhal sein Basskonzert geschrieben hat, ist nicht sicher. Überliefert ist nicht das Autograf, wohl aber eine Abschrift des Komponistenkollegen und Kontrabassvirtuosen Johann Sperger. Für ihn oder aber für Josef Kämpfer, einen weiteren Wiener Könner am Bass, mag das Konzert entstanden sein.
Tobias Glöckler ist in seiner Ausgabe sehr umsichtig vorgegangen. So sind in den Noten nicht nur die Eintragungen Spergers kenntlich gemacht, sondern auch zahlreiche offene Fragen erläutert. Wenn Notationen, Oktavierungen, Artikulationen, die sich in Spergers Abschrift finden, nicht eindeutig zu interpretieren sind, so erfährt man dies ebenfalls im Vorwort. Fußnoten an zahlreichen Stellen geben weitere Hinweise. Informationen zur heutigen Interpretation damals zeittypischer Notation, etwa von Artikulationszeichen, stehen ebenfalls im Vorwort und geben Impulse, sich vertiefender mit dem Werk auseinander zu setzen.
Früher sind Werke klassischer Kontrabassliteratur meist in Orchester- und Solostimmung verlegt worden. Inzwischen wird zunehmend auch für das tiefste Streichinstrument historisch informiert gedacht. Zahlreiche Bassisten beschäftigen sich mit der Wiener Stimmung, für die viele Werke komponiert wurden und die aufgrund zahlreicher Flageolets eine völlig andere Klangfarbe im Spiel ermöglicht. Tobias Glöckler geht in seiner Ausgabe einen Kompromiss ein, um möglichst vielen Musikern das Spiel in Wiener Stimmung zu ermöglichen. Eine Solostimme ist als Griffnotation notiert, sodass das Konzert auch mit einem modernen, umgestimmten Instrument spielbar ist. Eine Übersicht über Kontrabassstimmungen und Aufführungsmöglichkeiten ergibt in dieser Ausgabe vier Varianten mit einem Klavierauszug in D-Dur und C-Dur.
Der Druck ist übersichtlich und es gibt gute Wendemöglichkeiten. Neben Kadenzen von Tobias Glöckler selbst, die im Notenfluss gedruckt sind, finden sich auch diejenigen von Johann Sperger im Anhang. Tatsächlich den Mut, historisch zu denken, hatten Herausgeber und Verlag jedoch anscheinend nicht nämlich die Erarbeitung der Kadenzen den Musikern selbst zu überlassen, wie es Jahrhunderte lang üblich war.
Nina Polaschegg