Ingo Hoddick

KÖLN: Allumfassende Oper

Das Gürzenich-Orchester führte „Die Soldaten" von Bernd Alois Zimmermann halbszenisch in der Philharmonie auf

Rubrik: Bericht
erschienen in: das Orchester 04/2024 , Seite 56

Für den Kölner Komponisten Bernd Alois Zimmermann (1918–1970) war die Oper Die Soldaten nach der gleichnamigen Sturm-und-Drang-Komödie von Jakob Michael Reinhold Lenz sein größtes, allumfassendstes und zugleich persönlichstes Werk, er selbst sprach von seinem „Lebenswerk“. Der Kompositionsprozess zog sich ab 1957 über sieben Jahre hin, auch weil der damalige eher konservative Kölner Opern-GMD Wolfgang Sawallisch diese Oper als „unspielbar“ bezeichnete (was die noch komplexere Erstfassung zu diesem Zeitpunkt vielleicht wirklich war); und selbst der damalige Kölner Konzert-GMD Günter Wand ­intrigierte gegen die Novität beim Gürzenich-­Orchester, weil er seinen eigentlich guten Freund Zimmermann mit den Soldaten auf dem künstlerischen Holzweg sah. Erst Michael Gielen als alleskönnender Dirigent der Uraufführung 1965 an der Kölner Oper erkannte darin eines der Hauptwerke des 20. Jahrhunderts, in einer Tradition und Steigerungs-Linie mit Wozzeck und Lulu von Alban Berg sowie Moses und Aron von Arnold Schönberg. Längst ist das Gürzenich-Orchester darauf ebenso stolz wie auf seine früheren berühmten Uraufführungen, nämlich das Doppelkonzert von Johannes Brahms sowie Till Eulenspiegels lustige Streiche und Don Quixote von Richard Strauss.

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