Dvorák, Antonín
Klavierquintett A-Dur
op. 81, hg. von Antonín Cubr, Partitur und Stimmen
Robert Schumanns Klavierquintett in Es-Dur stellt so etwas wie den Prototypen des Quintetts für Klavier und Streichquartett dar. Ein ähnlich wichtiges Werk in dieser damals musikgeschichtlich noch vergleichsweise jungen Besetzung wurde zuvor nicht geschrieben, und auch später haben nur wenige Komponisten das Klavierquintett mit wirklich bedeutenden Werken bedacht. Am fast übermächtigen Schumannschen Vorbild orientierte sich ganz offensichtlich auch Antonín Dvorák bei der Konzeption seines Opus 81 in A-Dur. Und gemeinsam mit Robert Schumann prägt er damit bis heute die Bedeutung der Klavierquintettbesetzung im kammermusikalischen Repertoire. Daran haben am Ende auch Größen wie Gabriel Fauré, Camille Saint-Saëns oder Edward Elgar nichts geändert trotz durchaus gewichtiger Beiträge zur genannten Gattung.
Wenig, um nicht zu sagen fast überhaupt nichts ist bekannt zum Entstehen von Antonín Dvoráks A-Dur-Klavierquintett. Man weiß, dass das Werk wohl im Spätsommer und Frühherbst des Jahres 1887 (nieder-)geschrieben wurde, allerdings ist weder klar, wie viel Zeit der Komponist damit verbracht hat, noch, ob es dazu umfangreichere Vorarbeiten gab. Einzig ein fünfzehn Jahre früher entstandenes, gleichbesetztes Werk in derselben Tonart mag als äußerer Anlass identifiziert werden, um die Entstehung des späteren Meisterwerks zu erklären.
Antonín Dvorák entwirft in den vier Sätzen seines Opus 81 eine unvergleichlich prägnante Blaupause eines klassischen Klavierquintetts. Die vier Streicher und das Klavier bilden dabei eine sonore orchestrale Einheit, die sich auf eine erfindungsreiche Melodiebildung, eine ausgewogene Binnenbalance der Stimmen und eine wundervoll kontrastreiche Abschnittsbildung stützen kann. Dvoráks Formvollendung wird dabei von den aus der Volksmusik entlehnten Bezeichnungen Dumka und Furiant der beiden Mittelsätze höchstens verbal kaschiert. In Wirklichkeit ist in seinem A-Dur-Klavierquintett keinerlei Volksmusik, dafür aber umso mehr hohe Kunst in Klang und Struktur zu finden.
An dem nun im Bärenreiter-Verlag erneut veröffentlichten Notentext, der von Antonín Cubr im Rahmen einer 1957 enstandenen Dvorák-Gesamtausgabe verantwortet und von David R. Beveridge behutsam weiterbetreut wurde, ist weder in Hinsicht auf das Druckbild noch in Bezug auf die Detailsorgfalt die geringste Kritik angebracht. Die Klavierstimme bzw. Partitur und die Streicherstimmen erscheinen, einem musikalischen Meisterwerk angemessen, makellos übersichtlich und beinhalten sowohl die (originalen) Vortragsbezeichnungen aus dem Erstdruck von Simrock als auch die von Antonín Cubr ergänzten Details.
Daniel Knödler