„Idée fixe“ Vol. 2 Gabriel Fauré
Klavierquartett Nr. 1 c-Moll op. 15 George Enescu / Klavierquartett Nr. 2 d-Moll op. 30
Mariani Klavierquartett
Ein gemeinsames Konzert beim Festival „Hagnauer Klassik“ am Bodensee bildete den Anfang. Doch schon während ihres Studiums in Berlin hatten sich Philipp Bohnen (Violine) Barbara Buntrock (Viola), Peter-Philipp Staemmler (Cello) und Gerhard Vielhaber (Klavier) auch kammermusikalisch kennengelernt. Sie konnten auf Anhieb miteinander, beschlossen 2009 als Ensemble zusammenzubleiben. Größere Aufmerksamkeit errang es beim Deutschen Musikwettbewerb. In Rundfunkstudios sind die „Marianis“ gern gesehene Gäste. Wie beim Radio Berlin-Brandenburg, der mit ihnen zwei CDs mit dem Titel Idée fixe produziert hat. In beiden Fällen handelt es sich um Einspielungen von Klavierquartetten aus den Federn von Gabriel Fauré und George Enescu. Warum gerade diese Kopplung? Weil der eine (Enescu) Schüler des anderen (Fauré) war und beide – schöne Grüße vom diesbezüglichen Ahnherrn Hector Berlioz – dem Kompositionsstil einer Idée fixe huldigten.
Die kompositorische Verwandtschaft ist sowohl in Faurés op. 15 als auch in Enescus op. 30, das er „dem Andenken an seinen Meister Gabriel Fauré“ gewidmet hat, spürbar. Wobei in beiden Stücken fast alle Themen der Sätze von jeweils einer “Idée fixe” geprägt sind. Dynamische, agogische und artikulatorische Spielanweisungen sollen Interpreten zu einer durchgängig lebendigen, vielstimmigen Klangrede animieren, die das Mariani Klavierquartett hinreißend realisiert. Und das Schönste beim Hören dieser klangtechnisch hervorragend aufgenommenen Silberscheibe: Mit seinem leidenschaftlichen, transparenten, farbenreichen und faszinierenden Zusammenspiel singt es nicht nur nach Herzenslust, sondern dringt gefühlsintensiv zum Herzen.
Entschlossen, aufrührerisch und melancholisch hebt das Fauré- Opus an, wobei sich die Stimmungen gleichsam in unzähligen dynamischen Wellen ergießen. Geisterhaft, kapriziös und voller verspielter Fröhlichkeit zeigt sich der Allegrovivo- Satz. Meditative Traurigkeit gepaart mit gleichsam tränenreicher Intensität, die sich schließlich in Klangschönheit auflöst, bestimmt das Adagio. Wie von großer Last befreit, erklingt in bestechend ausgewogener Stimmführung das Allegro- molto-Finale. Musizieren mit Klarheit à la française und romantischem Raffinement – zum Niederknien.
Zum großen Hörvergnügen wird auch die Suche nach der Idée fixe im Enescu-Opus. In impressionistischer Ruhe, romantischer Innigkeit und introvertierter Energie breitet das Mariani-Ensemble die ersten beiden Sätze des 1943 begonnenen Werkes aus. Sie gleichen einer Erinnerung an den Frieden. Folkloristische Elemente sind in die ganz eigene polyfone Welt des rumänischen Komponisten eingesponnen und fixiert. Dabei sind die einzelnen Stimmen raffiniert miteinander verwoben – so als wirke die Musik wie improvisiert. In allen denkbaren Kombinationen kehrt das motivische Material der Idée fixe wieder.
Peter Buske