Schumann, Robert / Ludwig van Beethoven

Klavierkonzert a-Moll / Klavierkonzert B-Dur

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Thorofon CTH 2583
erschienen in: das Orchester 06/2012 , Seite 70

Die CD vereinigt Livemitschnitte zweier Leipziger Orchesterkonzerte mit dem laut Booklet zumal wegen seiner digitalen Gesamteinspielung von Schumanns Klavierwerk mit Preisen und Auszeichnungen überhäuften österreichischen Pianisten Franz Vorraber als Solisten. Das weckt Erwartungen, die hier nicht in jeder Hinsicht erfüllt werden.
In Schumanns Werk beweist sich der Solist als stets souveräner und bewundernswert virtuoser Spieler. Aber schon im Kopfsatz, wo er das CHiArA-Monogramm-Thema sehr poetisch aufklingen lässt, verwandelt er gleich danach das affettuoso quasi zum impetuoso und steigert dies in Laufwerk-Passagen nochmals so drangvoll, dass er dann lyrische Partien jeweils mit starkem, mitunter etwas „gewollt“ wirkendem Rubato zurücknehmen muss, um aber danach das Tempo wieder deutlich zu beschleunigen. Dadurch gewinnen die Rahmensätze unnötigerweise einen wechselhaften Puls, klingen außerdem in analogen Phrasen oft berechenbar identisch und wirken in brillanten Partien zu sehr auf Effekt bedacht. Pianistisch aber gelingt Vorraber all dies immer perfekt – fast schon zu mühelos –, und im Intermezzo-Mittelsatz glückt ihm eine überzeugend schumanneske und klangschöne Entfaltung romantischer Poesie.
Das Orchester spielt ihm stets sehr bereitwillig, transparent und niveauvoll „in die Hände“, meist mit hoher Sensibilität, in den Schlusspartien der Rahmensätze allerdings auch mit fast triumphal martialischem Klangrausch. Und ob Schumann dort so wilde Parforce-Ritte beider Partner vorschwebten, bleibt fraglich.
Vergleichbar widersprüchliche Höreindrücke vermittelt die Beethoven-Einspielung: In den Ecksätzen wirkt sie eher behende als bedeutsam, pianistisch im hier und da nicht ganz so schlackenfreien Laufwerk mehr spielfreudig als tiefgründig oder gar dramatisch. In der Durchführung erreicht sie zwar mehr Intensität, aber hier irritiert Vorraber mit übertrieben zugespitzter Artikulation. In Beethovens Solokadenz gestaltet er das Fugato fast aufdringlich transparent, bleibt danach auch hier rubatoverliebt und wird am Ende erneut vordergründig virtuos.
Im Adagio stört bei beiden Partnern übertrieben gestochene Artikulation, mehr noch eine detailverliebt kleingliedrige Phrasengliederung, durch die der große Formbogen Schaden leidet. Der Finalsatz wirkt fast gehetzt, im Klavier wieder mit zelebriertem Laufwerk und manchen allzu identisch geformten statt Entwicklungen verdeutlichenden Phrasen. Im Ganzen gelingt auch hier eine in Klavier- wie Orchesterpart weitgehend glanzvolle Interpretation – jedoch mit zu begrenztem Tiefgang.
Wilhelm Schepping