Bernd Stremmel

Klassik-Prisma

Interpretationen auf Tonträgern im Vergleich. Beethoven, Band 1: Orchestermusik & Vokalwerke/ Band 2: Klavierwerke & Kammermusik

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Dohr
erschienen in: das Orchester 02/2019 , Seite 59

Es ist sicher nicht übertrieben anzunehmen, dass in die beiden vorliegenden Klassik-Prisma-Bände weit mehr als 10000 Stunden Hör-Arbeit eingeflossen sind. Jeder Klassikliebhaber hat Lieblingsaufnahmen seiner bevorzugten Werke, und gewiss kann man in den allermeisten Fällen nicht nur davon erzählen, was diese Aufnahmen zu persönlichen Favoriten macht und wie sie sich in dem ein oder anderen Aspekt – in Klangbild, Tempo, Phrasierung – von anderen bekannten Einspielungen unterscheiden.
Eine ganze andere Dimension des Vergleichs bietet allerdings Bernd Stremmel. Der Kopf hinter www.klassik-prisma.de hat allein für seine beiden Beethoven-Bände Tausende von Tonträgern gehört, die darauf konservierten Aufnahmen analysiert und in einen vergleichenden Zusammenhang gestellt.
Zunächst einmal kann man die Ergebnisse von Bernd Stremmels jahrelangem Hören dazu nutzen, schneller persönliche Aufnahme-Favoriten einzelner Werke zu identifizieren. Doch dazu braucht es eigentlich kaum den Vergleich von über 150 Einspielungen der 5. Symphonie von Ludwig van Beethoven oder 75 Interpretationen der Hammerklavier-Sonate. Die Fülle der Aufnahmen, die hier akribisch beschrieben, bewertet und eingeordnet werden, ermöglicht weit mehr – den fast schon wissenschaftlichen Versuch herauszufinden, welche Aspekte einer Aufnahme sie als besonders „werkgeeignet“ erscheinen lassen und welche Interpretationen sich im Licht der Audio-Konkurrenz als besonders überzeugend erweisen.
Bernd Stremmel listet zu allen dargestellten Aufnahmen das Jahr der Entstehung, die Plattenfirma und Spieldauer auf. Hinzu kommen stets eine knappe, drei- bis fünfseitige Beschreibung des Werks und zum Abschluss eine vergleichende Beschreibung der Aufnahmen der jeweils bedeutenden Künstler, in der dann auch auf die Unterschiede der verschiedenen vorliegenden Aufnahmen des jeweiligen Dirigenten oder Solisten eingegangen wird. So ergibt sich fast beiläufig noch der ein oder andere wichtige Aspekt zur Rezeptionsgeschichte der Sinfonie, des Konzerts oder der Sonate.
Selbstverständlich werden dem Vielhörer nicht alle Einschätzungen des Autors gefallen; man fragt sich bestimmt ab und zu, warum es der ein oder andere persönliche Favorit nicht auf eine bessere Platzierung geschafft hat. Jedoch sind die Bewertungen auf einer Skala von 1 bis 5 und die Einordnungen und Vergleiche stets gut begründet und können mit Hilfe der eigenen Plattensammlung oder über Musik-Streaming-Dienste im Internet mühelos nachvollzogen werden. Im Zeitalter von quasi unbegrenzter Verfügbarkeit von Musik sind solche Vergleiche ein wichtiger Leitfaden, und es bleibt zu hoffen, dass auch die Aufnahmen anderer Komponisten bald Aufnahme in diese Klassik-Prisma-Buchreihe finden.
Daniel Knödler