Werke von Händel, Mozart und Gluck

Kings, Princes & Heroes

Opera Arias. Zvi Emanuel-Marial (Countertenor), Konzerthaus Kammerorchester Berlin, Ltg. Shalev Ad-El

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Thorofon CTH2622
erschienen in: das Orchester 03/2016 , Seite 75

Zvi Emanuel-Marial kam in Israel zur Welt und studierte zunächst in Tel Aviv und später in Deutschland Horn, bis die Ehefrau des Opernregisseurs Harry Kupfer, die Stimmkennerin und Gesangspädagogin Marianne Kupfer-Fischer, das Gesangstalent des angehenden Hornisten entdeckte und ihn zum Countertenor ausbildete. Im Herzen, sagt Emanuel-Marial, war er schon immer ein Countertenor. Seine Vermutung bestätigte sich, als er bereits nach kurzer Zeit erste Erfolge bei den Salzburger Festspielen, beim Mannheimer Mozartsommer und an den Opernhäusern in Amsterdam, Mannheim und Berlin erntete.
Auch Emanuel-Marials Einspielung mit Schuberts Winterreise erregte im Herbst 2014 internationales Aufsehen: Eine völlig neue Klanglichkeit öffnet sich hier und verblüffte selbst eingefleischte Kenner des Genres.
Ein Sänger, der zunächst als Hornist im Orchester spielte, ist nicht nur mit fundierten Kenntnissen über orchestrales Zusammenspiel, sondern auch mit einer Atemkontrolle ausgestattet, die ihm lange Kantilenen und große Bögen ermöglicht.
Hiervon und von einer zusätzlich unglaublichen stimmlichen Beweglichkeit, mit der Zvi Emanuel-Marial die halsbrecherischen Koloratur-Explosionen seiner neuesten Einspielung meistert, zeugt das ebenfalls bei Thorofon erschienene Album mit Kastratenarien von Händel, Mozart und Gluck aus der Blütezeit der Operia seria. Wie der Titel des Albums Kings, Princes & Heroes schon andeutet, stehen vor allem strahlende, heldenhafte Arien wie „Venga Pur“ oder die majestätische Arie „Lungi da te“, beide aus der Oper Mitridate, die Mozart als 14-Jähriger schrieb, auf dem Programm. Je dramatischer, desto stärker zeigt sich das Potenzial des Counters, hier ist Zvi Emanuel-Marial wahrlich in seinem Element.
Doch auch zu Herzen gehende innige Momente und elegische Passagen von melancholischer Färbung kommen nicht zu kurz: so zum Beispiel im berühmten „Ombra mai fu“ von Händel, das Emanuel-Marial mit vibra­toarmer, abgeklärter Stimme interpretiert, als striche er mit feinstem Bogen auf einer optimal gespannten Saite: glasklar intoniert und ohne störende Affekthascherei. Glucks Arie „Che puro Ciel“ aus der Oper Orfeo ed Euridice ertönt in fahlem Gewand voll verklärter Resignation und gehört ebenso in diese Katagorie wie die wunderbare Arie „Che faro senza Euridice“ als krönender Abschluss dieser Aufnahme.
Das Konzerthaus Kammerorchester Berlin begleitet Zvi Emanuel-Marial auf seiner Reise durch die barocke Affektewelt, bettet ihn auf erlesene samtene Streicherteppiche und brilliert mit perlenden Bläserpassagen. Eine wahrlich königliche, erhebende Musik, die Licht in die dunkle Jahreszeit zaubert.
Kathrin Feldmann