Sven Scherz-Schade
KEIN KLASSIKGENERATOR
Wie Künstliche Intelligenz das Orchesterwesen stimuliert und beeinflusst: Ein Gespräch mit dem KI-Forscher Ali Nikrang
Herr Nikrang, KI ist in aller Munde. Und in manchen künstlerischen Bereichen fragt man sich besorgt, ob Autor:innen oder Grafiker:innen künftig arbeitslos werden. Da ist es bei Klassik, Philharmonie und Sinfonik erstaunlich still. Warum?
Ali Nikrang: Das Orchesterwesen ist ein Musikbereich, der von der KI wahrscheinlich nur profitieren wird. Das heißt: Es gibt nichts, was die KI beim Orchesterwesen ersetzen kann. Stattdessen entstehen neue musikalische Formate, in denen die KI nochmals zusätzlich etwas dazugeben kann. Das ist in anderen Musikbereichen anders. Bei der Komposition etwa gibt es bestimmte Arten, die teilweise automatisiert werden könnten. Und ja, da kann es auch zu Verdrängungen kommen – also überall, wo die Rolle des Menschen weniger wahrgenommen wird. Bei Kompositionen der so genannten „Aufzugmusik“ oder „Hintergrundmusik“ etwa, wo auch heute niemand so recht weiß, wer eigentlich diese Stücke komponiert hat. Da könnte zukünftig KI die Kompositionsrolle übernehmen. Bei einem Orchester aber ist das anders. Das Orchester ist das letzte Glied in einer langen Performance-Kette. Da ist es sehr wesentlich, dass Menschen auf der Bühne stehen. Diese Rolle kann die KI nicht übernehmen.
Lesen Sie weiter in Ausgabe 4/2024.