Jindrich Feld, Mikis Theodorakis, Mieczyslaw Weinberg

Kathrin Christians

Concerto per Flauto ed Orchestra, Adagio for Solo-Flute, String Orchestra & Percussion, Concerto No. 2 op. 148

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Hänssler Classics
erschienen in: das Orchester 12/2017 , Seite 67

Zwei Flötenkonzerte, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, aber jedes in seiner besonderen Gestalt von ungemein eindringlicher Wirkung. Felds Konzert für Flöte und Orchester (1954) entstand während seines Militärdienstes in Zusammenarbeit mit dem damaligen Flötisten der Tsche­chi­schen Philharmonie. Gewidmet ist es Jean-Pierre Rampal, den der Komponist aber erst im Jahr darauf kennenlernte. Vielleicht war das am Schluss – wenn auch nur ad libitum – verlangte f4 sogar dessen Idee. Durchgehend sehr virtuos, temperamentvoll und absolut flötengerecht förderte das Konzert Felds europäischen Durchbruch, doch zu hören war es bisher leider nur selten. Klavier und Harfe intensivieren gut dosiert den Streicherklang, zwischen Rasanz und inniger Süße wechselnde Themen sorgen für einen musikalisch stringenten Ablauf. Von starker Wirkung, nicht nur akustisch, sind die in allen drei Sätzen wiederkehrenden hart akzentuierten Paukenschläge Leider ist Weinbergs dem russischen Flötisten Alexander Kornejew gewidmetes zweites Konzert op. 148 (1987) ebenfalls noch weit davon entfernt, seiner Bedeutung entsprechend bekannt geworden zu sein. In introvertierter Seelenrede wechseln stille Momente mit solchen der Resignation, sogar der Verzweiflung, klingen in den kurz aufscheinenden Zitaten des dritten Satzes flüchtige Erinnerungen an, werden immer wieder Grenzen überschritten, wenn auch andere als bei Feld. Die Besetzung nur mit Streichorchester, die als op. 148bis den Unterschied zur vorher entstandenen Version mit großem Orchester markiert, lässt ein dem Ausdruck der Musik zuträgliches, sehr konzentriertes Klangbild entstehen, das Spieler und Hörer dazu herausfordert, sich an der inneren Dramatik der Musik zu orientieren.
Verbindend und trennend zugleich ist zwischen diesen beiden monolithischen Konzerten ein knappes Adagio (1993) von Theodorakis zu hören, auch hier unterstützt die Pauke den intensiven Dialog zwischen Flöte und Streichern.
Über die der Einspielung vorausgegangene intensive und die Sichtweise verändernde Auseinandersetzung mit den Kompositionen und dem Umfeld, in dem sie entstanden sind, berichtet die Flötistin Kathrin Christians lebhaft und anschaulich im Interviewteil des Booklets. Dank der persönlichen Qualitäten ihrer Spielweise überzeugt das musikalische Ergebnis vollkommen. Inspirierter und inspirierender Partner war ihr das Württembergische Kammerorchester Heilbronn, das seit 2002 erfolgreich mit dem armenischen Geiger und Dirigenten Ruben Gazarian arbeitet. Entstanden ist eine in sich stimmige und Maßstäbe setzende Produktion, die dazu beitragen könnte, dass diesen beiden Konzerten in Zukunft deutlich mehr Aufmerksamkeit zuteil wird als bisher.
Ursula Pešek