Holst, Gustav

Kammermusik

Ensemble Arabesques

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Farao classics B 108098
erschienen in: das Orchester 09/2017 , Seite 78

Die wenigen Kammermusikwerke des englischen Komponisten Gustav Holst (1874-1934) sind überwiegend in seiner frühen Schaffenszeit entstanden und wurden erst lange nach seinem Tod wiederentdeckt. So sind die meisten der vorliegenden Aufnahmen Ersteinspielungen. Es sind Kompositionen, die eine Vorliebe für Holzbläser zeigen, auch in Kombination mit Streichern und Klavier. Das Quintett a-Moll op. 3 von 1896 hat die seit Beethoven und Mozart etablierte Besetzung eines Bläserquartetts mit Klavier. Das viersätzige Werk wird von melodischen Einfällen getragen und mitunter bis zu sinfonisch anmutenden Entwicklungen geführt. Die instrumentalen Charaktere sind noch nicht sehr ausgeprägt, der Klang ist vielmehr auf Homogenität angelegt. Auch der Klavierpart, sehr souverän und unaufdringlich gespielt von der Südkoreanerin SooJin Anjou, ist nicht solistisch führend gedacht, er dient oft der harmonischen Grundierung und sorgt für die rhythmische Belebtheit der recht kurzen Sätze.
Vier Jahre später ist das ebenfalls viersätzige Sextett e-Moll entstanden, das ein Bläsertrio mit Oboe, Klarinette und Fagott einem Streichtrio gegenüberstellt und Holsts Ideenreichtum und kompositorische Fähigkeiten eindrucksvoll erkennen lässt. Besonders lässt der fantasieartige langsame Satz mit seiner Wagner-Nähe aufhorchen, aber auch die Gestaltung des Variationen-Satzes ist hörenswert.
1903 hat Holst dann das etwas bekanntere Bläserquintett op. 14 geschrieben, das mit einem Menuett in Kanonform und einem Variationssatz auf traditionelle Formmuster zurückgreift.
Eine Bereicherung des Repertoires sind die kompositorisch interessanten Three Pieces für Oboe und Streichquartett von 1910, die mit einem Marsch beginnen, wiederum ein Menuett einschließen und mit einem Scherzo enden. In diesen kurzweiligen Sätzen ist die Oboe dicht mit dem Streichersatz verwoben, so dass alle Instrumente völlig gleichberechtigt sind und dem Streichquartett auch ein anspruchsvoll gestalteter Part zufällt.
Klanglich ausgewogen stellt sich das zweisätzige Terzett für Flöte, Oboe und Klarinette (anstelle der ursprünglich vorgesehenen Viola) dar, das 1925 entstanden ist und mit einigen harmonisch reizvollen Wendungen überrascht. Hier verzichtet Holst, wie in den anderen Stücken ebenfalls, auf extreme Klanglagen und instrumentale Virtuosität. Holsts frühe Kammermusiken zeigen keinen jugendlichen Überschwang und sind kein Experimentierfeld des Komponisten, aber ansprechende und kompositorisch einfallsreiche Stücke, deren Stärke im lyrisch-verhaltenen Ausdruck liegt.
Die Mitglieder des Ensemble Arabesques, das Musiker der drei Hamburger Orchester – des Staatsorchesters, der Elbphilharmonie und der Sinfoniker – zusammengeführt hat, bringen die Musik von Holst bei selbstverständlicher Perfektion des Zusammenspiels ausdrucksvoll und mit warmem Timbre zum Klingen.
Heribert Haase