Wolfgang Dörner

Josef Strauss

Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Böhlau, Wien
erschienen in: das Orchester 04/2023 , Seite 62

Ist die Rede von der Wiener Strauss-Dynastie, so kommen einem sofort Johann Strauss (Vater) – u. a. Schöpfer des berühmten Radetzky-Marsches – oder sein als Walzer­könig in die Musikgeschichte eingegangener Sohn in den Sinn. Die beiden ebenfalls als Komponisten wirkenden Brüder des Letzteren, Eduard und Josef, stehen dabei bedauerlicherweise in seinem Schatten. Dabei hat vor allem Josef Strauss ein beachtliches Œuvre hinterlassen, welches es verdient hat, angemessen gewürdigt zu werden.
Diesem Anspruch wird das von Wolfgang Dörner vorgelegte Werkverzeichnis auf bemerkenswerte Weise gerecht: Der umfassende Einleitungsteil beinhaltet neben biografischen Aspekten auch detailreiche Erläuterungen zur Wiener Tanzmusik und ihrer Entwicklung von reiner Gebrauchsmusik zur „autonomen Komposition“. Dass hierbei die Einflüsse von Beethovens Sinfonik ebenso thematisiert werden wie die Weiterentwicklung der Form des Wiener Walzers als zentrale Gattung im Schaffen der Strauss-Brüder, unterstreicht die Tiefgründigkeit von Dörners Arbeit. Auch die speziellen Ausprägungen von Josef Strauss’ Personalstil werden anschaulich erörtert. Mit ihren mehr als 100 Fußnoten stützt sich die Einleitung auf einen umfassenden Fundus an Quellen.
Das Werkverzeichnis selbst ist in mehrere Abteilungen gegliedert, wobei die Abteilung „Gedruckte Werke mit Opuszahl“ mit fast 400 Seiten den größten Raum einnimmt. Als ausgesprochen benutzerfreundlich erweist sich die chronologische Ordnung der Abteilungen. Die einzelnen Einträge weisen zu jedem Werk einen einheitlichen Aufbau auf: Neben der Besetzung werden Daten zur Entstehung, Uraufführung und Veröffentlichung sowie Verleger und – soweit bekannt – die Quellen aufgeführt. Dies erfolgt unter Benennung der Quellenstandorte nebst den dazugehörigen Signaturen. Ebenso enthalten sind Angaben zu Widmungen, Bearbeitungen, Presseveröffentlichungen und Informationen zu den Hintergründen der Werktitel. Besonders hilfreich sind die zu jedem Werk gegebenen Incipits. Diese beziehen sich nicht nur auf die Werkanfänge, sondern auch auf den Beginn wichtiger Formteile. Das alphabetisch geordnete Gesamtregister der Werke von Josef Strauss im Anhang leistet für eine schnelle Orientierung ebenfalls gute Dienste.
Insgesamt bildet das vorliegende Werkverzeichnis einen wichtigen Beitrag, um den Meister und sein umfangreiches Schaffen aus dem Schatten seines berühmten Bruders zu befreien. Mithin erfüllt der Band die ehrenvolle Aufgabe – wie es Wolfgang Dörner selbst auf den Punkt bringt –, Josef Strauss „jenen hohen Rang in der Musikgeschichte zuzuweisen, der ihm unbestreitbar gebührt“.

Bernd Wladika