Claus-Ulrich Bader (Hg.)

Jawoll!! Wolfgang Boettcher

in memoriam. 1935-2021

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Ries & Erler
erschienen in: das Orchester 01/2023 , Seite 65

„Jawoll!“ pflegte Wolfgang Boettcher aus dem Hintergrund des Konzertsaals noch vor dem einsetzenden Applaus zu sagen, wenn er mit dem Vortrag eines seiner Cellostudenten besonders zufrieden war. Und es war diese Bestätigung durch den großen Lehrer, die seine Schützlinge besonders geprägt und motiviert hat, offenbar selbst noch Jahrzehnte nach dem Studium in Berlin.
Wolfgang Boettcher, der seine musikalische Karriere als Solocellist des Berliner Philharmonischen Orchesters begann und diese Position bereits 1976 verließ, um eine Professur an der Hochschule der Künste (ebenfalls in Berlin) anzunehmen, muss ein ganz besonderer Musikpädagoge gewesen sein. Einer, der seinem Beruf trotz all der vielen musikalischen „Nebentätigkeiten“ in verschiedenen Ensembles wie dem Brandis-Quartett oder den Philharmonischen Solisten mit größtem Engagement anhing und dadurch eine maximale Langzeitwirkung erzielte, die man im vorliegenden Gedenkband geradezu mit Händen greifen kann.
Eine illustre und große Schar von Schüler:innen, Kolleg:innen und anderen Wegbegleiter:innen hat von Wolfgang Boettcher in kleinen Aufsätzen oder kurzen Schilderungen prägender Begegnungen in diesem Buch ein beeindruckendes Bild entworfen. Man hat als Leser da manchmal das Gefühl, zu tief ins Private hineinzublicken – doch die, die mit ihm gearbeitet (und gelebt) haben, wollen Wolfgang Boettcher genau so erinnert wissen. Schon nach ein paar wenigen Beiträgen gewinnt man einen tiefenscharfen Eindruck vom Familienvater, Kollegen und Lehrer, den man sonst nur von relativ wenigen Schallplattenaufnahmen kennt oder mit etwas Glück vielleicht einmal selbst in einem Orchester- oder Kammerkonzert hören konnte.
Ein paar Interviews beziehungsweise Gesprächsaufzeichnungen und eigene Aufschriebe lassen Wolfgang Boettcher in diesem Gedenkband auch selbst zu Wort kommen. Seine Liebe zur Kammermusik wird deutlich, die zu Japan, dem fernen und so musikbegeisterten Land, sowieso – und die zu Johann Sebastian Bach, der auch eines der Zentren seiner Lehrtätigkeit besetzte. Künstlerkolleg:innen, Konzertveranstalter:innen, Schüler:innen und Freund:innen ergänzen und erweitern das mit unzähligen Berichten über gemeinsame Konzerte und Veranstaltungen auf Reisen und im heimischen Berlin gestaltete Buch, und die vielen Anekdoten machen nicht zuletzt deutlich, wie viele Menschen Wolfgang Boettcher über die Maßen geschätzt haben. Die Liebe zur Musik und die zu den Menschen in seiner privaten und beruflichen Umgebung in Nah und Fern hat Wolfgang Boettcher dann auch bis zu seinem Todestag durch sein Instrument und durch die persönlichen Begegnungen zum Ausdruck gebracht.
Daniel Knödler