Werke von Tartini, Respighi, Paganini und anderen

Italian Journey

Works for String Orchestra. Marina Seltenreich (Klavier), LGT Young Soloists, Ltg. Alexander Gilman

Rubrik: CDs
Verlag/Label: RCA Red Seal / Sony Music 88875131462
erschienen in: das Orchester 02/2016 , Seite 71

Sie seien das erste Jugendorchester der Welt, das bei RCA Red Seal (Sony) ein Album veröffentlicht, so heißt auf es auf der Homepage der LGT Young Soloists.  Ein Grund, stolz zu sein, für das 2013 gegründete Streichorchester aus 13- bis 22-jährigen Virtuosen. Alexander Gilman, selbst Geiger und ehemals Wunderkind, ist der Gründer und künstlerische Leiter des Schweizer Ensembles. Sein Ziel ist es, die jungen Musiker zu unterstützen und ihnen eigene Erfahrungen im professionellen Konzertbetrieb zu ermöglichen. Zusammen mit der Pianistin und Orchestermanagerin Marina Seltenreich widmet er sich neben seiner eigenen Konzert- und Lehrtätigkeit dieser Aufgabe.
Ende 2015 erschien nun die erste CD-Einspielung des Ensembles: Italian Journey – eine bunte Mischung aus verschiedenen Epochen, Stilen und Gattungen. Von Giuseppe Tartinis Sonate in g-Moll, „Teufelstriller-Sonate“, bis zum Liebesthema aus der Filmmusik zu Nouvo Cinema Paradiso von Ennio Morricone reicht die Bandbreite. Solistische Titel wechseln sich mit Tutti-Nummern ab. Von Anfang an überrascht der reife, genau austarierte Klang des Ensembles und die respektvolle Distanz dem Werk gegenüber. Allgemein in den Orchesterstücken und besonders in den ersten Tänzen aus der Suite No. 3, Antiche danze ed arie per liuto, von Ottorino Respighi zeigt sich ein feinsinniges, intelligentes und emotional ausbalanciertes Musizieren. Temperamentvoller wird es im letzten der fünf Tänze mit den vollgriffigen Akkorden und einer stärker hervortretenden Rhythmik.
Dass die Solisten die technischen Möglichkeiten ihrer Instrumente bis an die Grenzen ausreizen, merkt man kaum, da sie alle für ihr Alter eine absolut erstaunliche technische Fertigkeit besitzen. Die irrwitzig hin und her springenden Läufe und die rhythmische Präzisionsarbeit in La Ronde des Lutins (Dance of the Goblins) von Antonio Bazzini meistert der Geiger Elvin Hoxha Ganiev genauso mühelos wie Lia Vielhaber die grenzwertig hohen Passagen in ihrer für Violoncello arrangierten Version von Paganinis Mosè-Fantasia. Dabei bleibt die Farbigkeit des Klangs keineswegs hinter der technischen Brillanz zurück. Bestes Beispiel dafür ist die Interpretation der „Teufelstriller-Sonate“ durch Sumina Studer, mal in sonorer Klangschönheit, mal in rau und aufgewühlt klingender Dramatik. Diese Balance stellt auch David Nebel im längsten Solostück der CD unter Beweis: In der Fantaisie brillante sur la Marche et la Romance d’Otello de Rossini von Heinrich Wilhelm Ernst schwelgt er in tiefsinnigen Klängen und offenbart sein enormes artistisches Können auf der Geige bei den Sprüngen über vier Oktaven hinweg. Das Streichorchester agiert dabei immer höchst besonnen und einfühlsam auf die jeweiligen Solisten. Ein mehr als gelungenes Debüt.
Desiree Mayer