Siegbert Rampe

Instrumentalmusik des Barock

Handbuch der Musik des Barock, Bd. 3

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Laaber
erschienen in: das Orchester 01/2019 , Seite 60

Die Zahl von breit angelegten Handbüchern zu Komponisten, musikalischen Epochen, Gattungen oder Instrumenten nimmt immer mehr zu. Schließlich wachsen sowohl das Wissen über die betreffenden Themen als auch das Interesse eines immer besser informierten Publikums. Dieses ist sicher auch weit über den Kreis der professionellen Musiker und Musikwissenschaftler hinaus zu finden.
Ein Handbuch zur Musik des Barock dürfte auf besonders große Resonanz stoßen, denn wenn etwas unser Musikleben in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat, dann die Wiederentdeckung und -belebung der Alten Musik – und dabei vorrangig der barocken. Das Wissen über diese Kunst aus versprengt vorliegender Fachliteratur zu bündeln, ist deshalb ein erfreuliches Unterfangen. Das gilt ganz besonders für die barocke Instrumentalmusik, welcher der hier vorzustellende Band gilt. Sie ist zum Beispiel bei Klassiksendern im Radio zum Dauerbrenner geworden – von den längst unüberschaubaren CD-Publikationen und den flächendeckenden Konzerten der Alte-Musik-Ensembles oder -Solisten gar nicht zu reden.
Um der Überfülle des Stoffs gerechtzuwerden, hat Siegbert Rampe, der Herausgeber und vorrangige Autor des Bandes, eine geschickte Form gefunden. Er erzählt die Geschichte der barocken Instrumentalmusik als eine Geschichte ihrer Gattungen und bindet die Beschäftigung mit den prägenden Instrumentalkomponisten darin ein. In dem auch optisch ansprechenden Band finden sich zu der Beschreibung der Gattungen, in denen die jeweiligen Meister besonders Wesentliches beigetragen haben, informative Kurzporträts, sodass das Handbuch auch als Lexikon benutzt werden kann.
Natürlich ist von Bach, Händel, Telemann, Vivaldi oder Corelli die Rede, aber eben auch von Fasch, Graupner, Marais, Leclair, Chambonnières oder Froberger, die nicht mehr nur Fachleuten ein Begriff sind oder sein sollten. Apart ist bei der Anlage der Weg von der Orchestermusik über Kammer- und Lautenmusik zu den Solostücken für Tasteninstrumente und der Orgelmusik. Das hilft, wie Rampe im Vorwort zu Recht schreibt, dem modernen Leser bei der Orientierung, da heute im Musikbetrieb Orchester-, Kammer-, Solo- und Orgelkonzerte in der Regel ein Eigenleben führen.
Die barocke Instrumentalmusik spannt einen gigantischen entwicklungsgeschichtlichen Bogen von quasi untextierten „Chorstücken“ als den ersten Beispielen autonomer Instrumentalmusik um 1600 bis zu den Gattungen Konzert und Sinfonia, die Basis der gewichtigen instrumentalen Genres der Klassik und Romantik sind.
Das Handbuch zeichnet diese Entwicklung faktenreich im Detail, aber immer mit großem Überblick und gut lesbar nach. Es leistet in vielen Bereichen Pionierarbeit und es liefert eine große Menge an Informationen und Erkenntnissen über die Instrumentalmusik des Barock. Da diese nicht zuletzt eine Sache zur Unterhaltung und nach Bachs Worten zur „Rekreation des Gemüts“ war, verbessert das gesteigerte Wissen um diese Kunst auch ganz wesentlich den Spaß an ihr.
Karl Georg Berg