Werke von Poulenc, Françaix, Schmitt und anderen
Inspirations
Frédéric Tardy (Oboe), Nicolas Baldeyrou (Klarinette), Julien Hardy (Fagott), Simon Zaoui (Klavier)
Die beiden französischen Doppelrohrblattbläser Frédéric Tardy und Julien Hardy sind die Gründer des Ensembles Inspirations, das 2008 entstanden ist. Beide Musiker sind Solobläser namhafter französischer Orchester: Frédéric Tardy ist seit 1993 an der Nationaloper von Lyon, während Julien Hardy im Philharmonischen Orchester von Radio France tätig ist, dem auch der hier als Gast mitspielende Klarinettist Nicolas Baldeyrou angehört. Um Triokompositionen in der Besetzung Oboe, Fagott und Klavier in den Mittelpunkt der CD stellen zu können, luden die Bläser den Pianisten Simon Zaoui als Partner ein, der mit etlichen nationalen Preisen ausgezeichnet wurde.
Die CD vereinigt ausnahmslos Werke des 20. Jahrhunderts aus der Feder französischer Komponisten, die eine Vorliebe für die in der Kammermusik nicht ganz alltägliche Instrumentenkombination Oboe, Fagott und Klavier haben. Stilistisch stehen die Stücke dem Neoklassizismus nahe und repräsentieren Musik, die überwiegend dem Anspruch der geistvollen Unterhaltung genügt. Diese geht im Trio von Francis Poulenc aus dem Jahr 1926 nach einem gravitätischen Beginn gleich mit gehörigem Spielwitz einher. Poulencs Motivik ist markant und unverwechselbar, wie auch sein ausgeprägter Formsinn. Dass zwischen Poulencs Trio und dem von Jean Françaix fast siebzig Jahre liegen, ist hörend nicht nachvollziehbar und zeigt Françaix Verwurzelung in der traditionellen Tonsprache. Dagegen ist sein Stil leicht an der Motorik, gepaart mit rhythmischer Raffinesse und virtuos geführten Stimmen, zu erkennen.
In Florent Schmitts À tour danches op. 97 wird das Trio um die Klangfarbe der Klarinette ergänzt. Die einzelnen Sätze tragen charakteristische Überschriften:
À courre, eine kurze Hetzjagd, eröffnet die Satzfolge. Es schließt sich eine ironische Auseinandersetzung mit dem Walzer an. Der Titel wird im Booklet als Sur un thème prévu angegeben, die Satzbezeichnung bei den Werkangaben lautet dagegen leicht anders: Sur un rythme prévu. Ein ausladender Satz mit romantischen Reminiszenzen und lyrischer Melodik ist mit Nocturne-Sarabande überschrieben. Für das Finale hat sich Schmitt von der Romanfigur Quasimodo aus dem Glöckner von Notre Dame inspirieren lassen, der in eineinhalb Minuten vorbeihuscht.
Die kurzweilige, klanglich sehr reizvolle Sonatine für Oboe und Fagott von André Jolivet aus dem Jahr 1964 lässt die gestalterischen Qualitäten der beiden Bläser eindrucksvoll zur Geltung kommen. Eine Gelegenheitsmusik Andante et Scherzo von Robert Planel von 1931 rundet das Programm der abwechslungsreichen CD ab, die mit sehr selten eingespielten Werken, kammermusikalisch fein abgestimmten, nuancenreichen Interpretationen und virtuoser Spielfreude auf sich aufmerksam macht. Das Hörvergnügen wird nur ein wenig durch die allzu deutlichen Klappengeräusche getrübt.
Heribert Haase