Werke von Mozart, Miranda, Fauré und Bizet
In neuem Licht
Ventus Quintett Salzburg
Es gibt Werke, bei denen schon die ersten Bläserakkorde exemplarisch für eine ganze Aufführung stehen können. Mendelssohns Sommernachtstraum-Ouvertüre ist so ein Beispiel. Und auch Mozarts Zauberflöte wird mit (Bläser-)Akkorden eingeleitet, die nicht die kleinste Unsicherheit oder Trübung in der Intonation dulden. Insofern legt sich das Ventus Quinett die Messlatte gleich zu Beginn sehr hoch und überspringt die geforderte Höhe ohne jede Mühe. Was die fünf Salzburger Bläser hier schon am Anfang in ihrem Mozart an Sauberkeit, Perfektion im Zusammenspiel und Farbenreichtum zeigen, ist absolut beeindruckend.
Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott sind geblasen von Moritz Plasse, Isabella Unterer, Gábor Lieli, Markus Hauser und Christoph Hipper im akkordischen Beginn ebenso überzeugend ein glanzvolles Orchestertutti wie sie im Fugato ein äußerst bewegliches und wendiges Ensemble sind, dem die Streicher ganz offensichtlich gar nicht fehlen.
Apropos fehlen: Auch der folgenden Serenade c-Moll KV 388 merkt man gar nicht an, dass sie in der Bearbeitung durch Werner Rottler um drei Stimmen gekürzt wurde. Das Ventus Ensemble bläst sich auch hier zu höchsten Bewertungen. Jeder Satz hat sein unverwechselbares musikalisches Gesicht, das Zusammenspiel klappt makellos und aus einer von Mozart durchaus eher dunkel eingefärbten Serenade wird ein Stück klassischer, auf Hochglanz polierter Kammermusik.
Neben mehr oder weniger nah an der ursprünglichen Komposition verorteten Bearbeitungen ist der Hörer dann natürlich gespannt auf das einzige original für Bläserquintett gesetzte Werk der CD. Ronaldo Mirandas Variações Sérias sind handwerklich vielschichtig gearbeitet und bieten in ihrem Abwechslungsreichtum fast schon einen kleinen musikalischen Film für die Ohren. Mal ist das Ventus Quintett hier eine große Ziehharmonika, mal ein rasanter und virtuoser Fünfzylinder immer aber beeindrucken neben der richtigen Klangfarbe vor allem auch die Intonationssicherheit und die Abstimmung im Tonansatz.
Mit Gabriel Faurés in schönem Puls dargestellter Pavane geht es dann zurück zu den Bearbeitungen, die mit einer von David Walter zusammengestellten und bearbeiteten Suite aus Georges Bizets Oper Carmen einen eindeutigen Höhepunkt liefern. Hier wird die Seguidilla genauso impulsiv getanzt wie die Habañera. Singstimmen und Orchesterpartien sind von den vier Holzbläsern und dem Horn tiefenscharf und in großem Dynamikumfang eingefangen, und selbst das obligatorische Schlagzeug vermisst man zu keinem Zeitpunkt. Respekt für eine blitzsauber eingespielte CD, die genauso perfekt klingt, wie das Ventus Quintett intoniert.
Daniel Knödler