© Sabine Eschwege

Ute Grundmann

In der Schaltzentrale

Sabine Eschwege arbeitet seit 36 Jahren im Künstlerischen Betriebsbüro der Semperoper

Rubrik: Über die Schulter
erschienen in: das Orchester 9/2022 , Seite 20

„Gemeinsam“ ist hier das Zauberwort. Nur wenn alle zusammenwirken, öffnet sich an jedem Abend einer Spielzeit der Vorhang in der Semperoper Dresden. Musiktheater, Ballett, Konzert haben nur einmal frei: Heiligabend. Für alle Sparten muss aber auch geprobt, gebaut, geplant werden. All diese Fäden laufen im Künstlerischen Betriebsbüro (KBB) zusammen und das nötige, möglichst gelassene Zusammenspiel verkörpert seit 36 Jahren Sabine Eschwege. Dass bei ihr und ihren Kolleginnen die Schaltzentrale der Semperoper zu finden ist, bejaht sie ohne jede Eitelkeit. Aber die Arbeit werde „zunehmend herausfordernder, denn die Aufgaben wachsen bei gleicher Personaldecke“. So kamen zuletzt neue Spielstätten hinzu, wie „Semper Zwei“ gleich hinter dem Semperoperngebäude, basierend auf der Vorgängerin „Kleine Szene“ auf der Bautzner Straße. „Die war vorher bereits sehr beliebt, jetzt ist es ein etabliertes Format, das für unser Haus unendlich wichtig ist und in dem auch alle Ensemblemitglieder gerne agieren.“
„Ich habe Glück gehabt, hier zu sein“, sagt Sabine Eschwege über sich, trotz des „ganz normalen Wahnsinns“ jeden Tag. Was „Probendisposition“ bedeutet, erklärt sie so nüchtern wie anschaulich: Neben den wöchentlichen Probensitzungen ist die erste große Regiesitzung mit allen Gewerken ein wichtiger Termin, bei dem die bestehenden Probendispos aktualisiert und Details besprochen werden. Auf all diesen Informationen („die brauche ich so früh wie möglich“) fußt dann ihre Arbeit, in die Probendispos die entsprechenden Anforderungen einzubinden. Welche Proben braucht welches Stück und wo kann probiert werden – „das sortiert sich dann“. Auch in der Semperoper ist die Anzahl der Probebühnen begrenzt, „da muss man flexibel planen können“, so lange, bis alle Beteiligten einen aktuellen Arbeitskalender haben. „Probenüberschneidungen“ sind der Zustand, den es unbedingt zu vermeiden gilt. So wird im Juli schon für November und Dezember geplant, was die Zuschauer allabendlich auf der Bühne zu sehen bekommen.
Daran kann sich Sabine Eschwege nach wie vor erfreuen: Wagners Ring sei immer Stress, mache aber auch Spaß, wenn etwa in der kürzesten der vier Opern die meisten Menschen auf der Bühne seien, im Rheingold. Inszenierungen von Peter ­Konwitschny „waren schon immer großes Kino“, die Regiearbeiten von Christine Mielitz und Harry Kupfer „immer toll“, Willy Decker „immer eine Größe“. Aber sie freut sich auch mit und an den jungen Regisseurinnen und Regisseuren: „Die sind wirklich großartig.“ Und da sie gern auch andere Opernhäuser besucht, weiß sie: „Unser ­Orchester und unsere Sängerinnen und Sänger sind auf höchstem Niveau.“
Ein wenig stolz ist sie schon, dass hier eine Vorstellung am Montag genauso perfekt gelingt wie am publikumsträchtigen Samstag. Auch dafür braucht es viel ­Vor­arbeit und Vorausschau, „viele, viele ­pro­fessionelle Menschen“, Gespräche und ­Geduld, „dann findet sich immer eine ­Lösung“. Sabine Eschweges Tür zur Schaltzentrale steht immer offen, sie ist jeden Tag ansprechbar. Aber, sagt sie, „es darf nie ­unpersönlich sein“.