Werke von Gabriel Fauré, Maurice Ravel und Claude Debussy

Impressions for pan flute, harp and piano

Beau Soir Trio

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Dabringhaus und Grimm
erschienen in: das Orchester 11/2024 , Seite 74

Es gibt wohl kaum ein Instrument, das folkloristisch so „vorbelastet“ ist wie die Panflöte. Ihre Bekanntheit verdankt sie den Auf­tritten bolivianischer Combos in Fußgängerzonen, darüber hinaus umgibt sie längst auch ein Hauch von Esoterik – von „El condor pasa“ über Musik des „einsamen Hirten“ bis zu „Klängen für die Seele“. Tatsächlich reicht das Verbreitungsgebiet von Panflöten über die ganze Welt, man findet sie in Rumänien, in Afrika, in Thailand, natürlich in Südamerika – und sogar im Alpenland war um 1800 eine spezielle Form geläufig.
Einen ganz anderen Blick auf das Instrument erlaubt nun die CD des Beau Soir Trios, das mit Harfe, Klavier und eben Panflöte besetzt ist. Hier betritt das Instrument die Bühne der Kunstmusik, dank der Arrangements, die Sebastian Pachel besorgt hat. Der hat als Erster – am Institut für Musik der Hochschule Osnabrück – ein künstlerisches Examen im Hauptfach Panflöte absolviert. Und wenn man ihm auf dieser CD zuhört, dann wird sofort klar, dass er auf Augenhöhe mit anderen Solist:innen der Klassikszene musiziert. Sein Spiel ist ausgesprochen kultiviert, geschmackvoll und ausdrucksstark. So klingt das Après une rêve von Gabriel Fauré (ursprünglich für Sopran, doch auch in der Version für Cello oder Saxofon sehr beliebt) durchaus nicht kalt oder starr, auch wenn man bei der Panflöte auf ein Vibrato verzichten muss. Das gleicht Sebastian Pachel durch enorm differenzierte Dynamik und butterweiches Legato aus. Gleiches gilt für Faurés berühmte Pavane, die ja schon in der ursprünglichen Orchesterfassung die (Quer)flöte als Hauptakteurin einsetzte. Dieses Stück inspirierte wiederum Maurice Ravel zu seiner Pavane pour une infante défunte, die auch auf der CD vertreten ist. Pachel nimmt das Stück eher zügig, vergleicht man es etwa mit Versionen für Cello, die die Melodie gerne etwas breit treten.
Auf der mit 66 Minuten erfreulich gut gefüllten CD ist für stilistische Vielfalt gesorgt. Fauré ist mit fünf Werken vertreten, Maurice Ravel mit seiner berühmten Pavane, außerdem mit den Cinq mélodies populaires grecques, die hier in der Bearbeitung für Panflöte und Harfe erklingen. Es sind diese Stücke, in denen die Panflöte noch am ehesten wieder an ihre Herkunft aus der Folklore anknüpft. Sehr viel Raum nimmt Musik von Claude Debussy ein. Die Petite Suite ist dabei, zudem sieben einzelne Stücke, darunter die erste der beiden Arabesquen (hier für Harfe solo), Syrinx (das wie für die Panflöte geschrieben scheint), Clair de lune oder Beau soir (dem sich der Name des Beau Soir Trios verdankt).
Neben Sebastian Pachel verdienen sich Nora Koch (Harfe) und Johann Blanchard (Klavier) mit exzellentem Spiel Bestnoten. Das Label Dabringhaus und Grimm setzt bekanntermaßen auf die natürliche Akustik von Konzerträumen. Beim Hören dieser CD kann man sich in das Konzerthaus Abtei Marienmünster versetzen. Der Klang ist durchsichtig, präsent, aber nicht trocken.
Mathias Nofze