Werke von Isaac Albéniz, Rodion Shchedrin, Pablo de Sarasate und anderen

Impresiones Españolas

Niklas Liepe (Violine), Benedict Kloeckner (Violoncello), Nils Liepe/José Gallardo (Klavier)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Profil/Edition Günter Hänssler PH 14014
erschienen in: das Orchester 02/2015 , Seite 80

Im Umfeld der Kronberger Musikakademie entstand in Kooperation mit dem Sender SWR2 diese CD mit ausschließlich spanischer und südamerikanischer Musik. Die beiden exzellenten Streicher Niklas Liepe und Benedict Kloeckner werden dabei durch den Krainev-Schüler Nils Liepe sowie den aus Argentinien stammenden Poldi-Mildner-Schüler José Gallardo kongenial am Klavier unterstützt.
Das cellistische Hauptwerk der CD ist allerdings Gaspar Cassadós dreisätzige Suite für Cello solo aus dem Jahr 1925, deren vielschichtigen improvisatorischen wie tänzerischen Impulsen (inklusive Daphnis-Zitat nach Ravel) Benedict Kloeckner mit flexibler Tongebung und großem, risikobereitem Elan voll gerecht wird. Mit subtilem Charme und immer kontrolliertem Geschmack serviert er Piècen wie Isaac Albéniz’ Rumores de la caleta, Rodion Shchedrins Parodie Im Stile von Albéniz oder das im Anfangsgestus an Sibelius’ Valse triste angelehnte Goyescas-Intermezzo von Enrique Granados in der Cello-/Klavier-Fassung von Cassadó. Von dem großen katalanischen Casals-Schüler Cassadó (1897-1966) stammen auch die weniger bekannten, höchst wirkungsvollen Requiebros, deren klangliches und harmonisches Raffinement die frühmoderne Schule von de Falla (wie Ravel Cassadós Lehrer) verrät.
Die argentinische Rhapsodie Pampeana I (1947) von Alberto Ginastera (1916-1983) ist kompositorisch eine Entdeckung und zugleich ein echtes Paradestück für den Geiger Niklas Liepe, in diesem Stück von seinem Bruder Nils am Klavier begleitet. Hier atmet der Geist einer an Strawinsky und Bartók geschulten Moderne, ein Stück von bezwingender Intensität in Motorik und flageolettreicher klangfarblicher Erfindung. Natürlich darf bei der spanisch orientierten Thematik auch Pablo de Sarasates Caprice basque von 1880 nicht fehlen, dessen Zorzico-Beginn im 5/8-Takt den Gebrüdern Liepe äußerst geschlossen gelingt. Die anschließenden a-Moll-Variationen im 6/8-Takt verlangen dem Geiger viele Techniken „à la Paganini“ ab, eine Aufgabe, der sich Liepe mit Bravour und Eleganz zugleich entledigt.
Joaquín Turinas (1882-1949) dreisätziges Klaviertrio Nr. 2 in h-Moll von 1933, das die beiden Streicher und den Pianisten José Gallardo am Ende der CD vereint, erweist sich als wirkungsvoller Schlusspunkt. Wenn auch eher episodisch aufgebaut, bietet dieses Werk melodische, rhythmische (5/8-Scherzo) und an den frühen Debussy angelehnte harmonische Formulierungen von großer Eindringlichkeit.
Insgesamt ist den vier jungen Musikern eine brillante und kontrastreiche CD gelungen, die eine Lanze für viele spanische Komponisten bricht und ein uneingeschränktes Hörvergnügen bietet, zumal die Tontechnik für rundum ausgewogenen, räumlich „greifbaren“, niemals scharfen Klang sorgt.
Rainer Klaas