Werke für Stimme und Instrumente von Spohr, Saint-Saëns, Massenet und anderen

Hymne à la beauté

Sonja Leutwyler (Mezzosopran), Astrid Leutwyler (Violine), Benjamin Engeli (Klavier)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Solo Musica/Sony Music SM 286
erschienen in: das Orchester 02/2019 , 71

„Schönheit hat ein passendes Verhältnis zum Göttlichen und sorgt beim Menschen für Freude und Offenheit.“ Platon hat in einfache Wor­te gekleidet, was für diese Neuerscheinung mottogebend war. Unter dem Titel Hymne à la beauté vereinen die zwei Musikerinnen Sonja Leutwyler (Mezzosopran), Astrid Leutwyler (Violine) und der Musiker Benjamin Engeli (Klavier) Werke für Mezzosopran, Streicher und Klavier von der Frühromantik bis zum Heute und spannen einen Bogen von Brahms und Spohr über Jules Massenet und Saint-Saëns, Ottorino Respighi, Charles Ives, den weniger bekannten Czesław Marek und Felix Petyrek bis hin zum 1970 geborenen Martin Wettstein.
Nach einem Gedicht von Char­les Baudelaire komponierte der Schweizer Komponist eigens für das Trio diese Hymne, wobei es sich hier eher um eine 14 Minuten währende düstere Schönheit handelt, die mit vielen harmonischen Schattierungen und schnell wechselnden Rhythmen hierhin und dorthin lockt. Wunderbar das Nonvibrato der Violine, die fahle Tongebung. Auch der Dialog zwischen den Instrumenten ist gelungen.
Als Highlight dieser Einspielung empfinde ich jedoch die Zwei Gesänge op. 91 von Johannes Brahms. Hier gesellt sich Hanna Weinmeister zum Klavier-Gesang-Duo. Mit weicher Tiefe stellt sie das hochromantische Thema der „Gestillten Sehnsucht“ vor, das Stimme und Piano weiterführen. Leider ist der Text, wie auch bei all den anderen Piecen, nicht nachvollziehbar, weil Sonja Leutwyler – zwar mit in allen Lagen ausbalanciertem samtigen Timbre – vor allem die helleren Vokale kaum zum Leuchten, die Konsonanten wenig zum Klingen bringt.
Der anschließende Sonnenaufgang von Charles Ives ist die letzte Komposition des Amerikaners. Sie beginnt, das erste Tageslicht skizzierend, beinahe aus dem Nichts mit leeren, hohen Flageoletttönen der Violine, um sich dann chromatisch, nicht ohne Längen, eng um ein tonales Zentrum zu bewegen.
Schlusspunkt der CD bildet Respighis Il Tramonto. In einer Viertelstunde wird in einer Fassung für Gesang und Streichorchester – hier das an vielen Stellen hervorragend zusammenspielende Lumina Quartett – eine opernhafte Miniaturszene dargestellt, in der sich der Hauptprotagonist kurz vor seinem Tod beim aufgehenden Mond gewahr wird, die Sonne nie wirklich gesehen zu haben.
Leider fehlte mir diese während des Hörens dieser 74 Minuten auch weitgehend. Bis auf ein paar wenige Momente der Freude, wie etwa bei Spohrs Abendstille, vermochten die ausgewählten Stücke nicht, wie Platon im Booklet zitiert, etwas in mir zu öffnen. Sie sind sauber, präzise und auf hohem Niveau einwandfrei musiziert, interpretiert und intoniert; doch ich vermisse den überspringenden Funken, ein inneres Berührtwerden, mutige emotionale Passagen, die weniger Wert auf Perfektion denn auf einen unbedingten Gefühlsausdruck legen und so den Hörer in ihren Bann ziehen und zum Mitschwingen, Mitfühlen, Mitfreuen einladen.
Kathrin Feldmann