Andreas Martin Hofmeir
Hundsgemeine Instrumentenkunde
Für den Kabarettisten und Tubisten Andreas Martin Hofmeir, Gründungsmitglied der Kultband LaBrassBanda und Professor am Mozarteum Salzburg, ist dieses Jahr ein besonderes, wurde doch die Tuba zum „Instrument des Jahres 2024“ ausgerufen. „Das wäre natürlich“, so Hofmeir, „eine willkommene Gelegenheit, diesen phänomenalen Klangkörper in all seinen zahlreichen Facetten zu lobpreisen.“ Noch wirkungsvoller erschien es ihm hingegen, „zur Erhöhung der Tuba alle anderen Instrumente gründlich zu erniedrigen“.
Dieser Plan ist ihm in seiner Hundsgemeinen Instrumentenkunde gelungen! Die in der Regel sehr kurzen Schmähgedichte bringen für jedes Instrument Klischees und Vorurteile so treffend auf den Punkt, dass das Lesen zu einem großen Vergnügen wird: „Das Cello ist ja sehr beliebt, / doch nur, weil es nix Bessres gibt / im Streichsegment: Beim Geigenspiel / drückt es am Halse viel zu viel, / so gibt’s an fürchterlichen Fleck, / der niemals wieder geht dort weg. / Sogar bei Bratschen wird vermeld’t, / dass ausnahmslos man so entstellt. / Alternativ der Kontrabass / macht nicht einmal zum Spielen Spaß, / vom Tragen freilich ganz zu schweigen. / Also wollen alle geigen / auf dem Cello-Kompromiss. / Was tut man nicht für wen’ger Gschiß.“
Doch damit nicht genug: Zusätzlich zum Gedicht in Hochsprache veröffentlicht Hofmeir für jedes Instrument ein weiteres in Starckdeutsch – einer Kunstsprache, die der Maler und Dichter Matthias Koeppel 1972 ersonnen hat. Im zweiten Gedicht geht es meist weit deftiger zu, sofern es einem gelingt, das Starckdeutsche zu entschlüsseln. Beim Cello etwa fokussiert der Autor nun den erotischen Aspekt eines Instruments, das zwischen den Beinen gespielt wird: „Soit di Munschhoit tunken kannn, / fruit söch Frow ont fruit söch Mannn, / wann wos klömmt zweischin deinn Puinen. / Urterhaultent, mucht mannn muinen, / ont am pöstn munn wos kspürrt, / wann’s tarpui nuch reucht füpprürrt. / Nauch tarzui onn Patterii – / Tschullo öst peilüppt wei nii!“
In den besten Momenten nähert sich Hofmeir mit dem Starckdeutschen Jandl’scher Größe an, der in schtzngrmm und vielen anderen Gedichten die Standardsprache zerlegt und lautmalerisch neu zusammengebaut hat. Und weil das Starckdeutsche sich erst dann voll entfaltet, wenn man es selbst laut liest oder vorgelesen bekommt, hat der Autor alle Gedichte, sowohl die standardsprachlichen wie starckdeutschen, selbst eingesprochen und auf der Website des Verlags zum Nachhören zugänglich gemacht.
Doch Hofmeir wäre nicht Hofmeir, wenn er nicht zum Schluss seine Motivation, sich außer als Tubist als Kabarettist auf der Bühne zu präsentieren, mit einem Seitenhieb aufs eigene Instrument begründete: „Ömmer norr dei Tuppa ploußen, tout töch eigurtwann farrtroußen!“
Rüdiger Behschnitt