Dvorák, Antonín / Christian Glowatzki

Humoreske

in einer Bearbeitung für Streichtrio, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Verlag Daniel Kunert Dienstleistungen, Unterlüß 2013
erschienen in: das Orchester 05/2014 , Seite 71

Ein echter Evergreen in neuem Saitengewande. Die berühmte Humoreske von Antonín Dvorák ist nun auch in einer Fassung für Streichtrio zugänglich. Im Jahr 1894, während Dvorák seine zweiten Sommerferien fernab von Amerika in seiner böhmischen Heimat verbrachte, komponierte er in Vysoká seine Acht Humoresken für Klavier und veröffentlicht sie noch im selben Jahr in Berlin mit der Opuszahl 101. Die Humoreske Nr. 7 in Ges-Dur wurde schnell zum Weltschlager und hat bis heute nichts an Reiz verloren. Sie wurde mehrfach arrangiert, bekannt wurde sie insbesondere als Lied mit dem Titel Eine kleine Frühlingsweise. Den Text hatte der Österreicher Hans Lengsfelder verfasst. Das Lied, welches über Jahrzehnte von unterschiedlichen Sängern zu Gehör gebracht wurde, schien dem Original beinahe den Rang abzulaufen.
Christian Glowatzki reihte sich 2013 mit ein in die Liste der vielen Bearbeiter und Arrangeure, transponierte das Stück in die für Streicher bequemeren Tonarten G-Dur und g-Moll statt fis-Moll im Mittelteil. Die Violine ist mit dem pittoresken Hauptthema bedacht und in den retardierenden Teilen mit kleinen Schleifern (Takte 23 und 48) versehen.
Die meist notierte Dreistimmigkeit in der Klavierstimme kommt dem Trio sehr entgegen, manche vierstimmigen Passagen (wie in den Takten 9 ff.) sind mit Doppelgriffen in Violine und Viola notiert. Letztere hat das beseelte, leicht melancholisch angehauchte Seitenthema im Moll-Teil zu spielen. Der Herausgeber tat gut daran, sich nicht sklavisch an den Notentext zu klammern, immerhin ist das Stück für drei Streicher gedacht. Er setzte die Violine mit einem aus den vorhandenen Akkorden herrührenden, kontrapunktischen Thema, das so nicht in der Klavierstimme erscheint, schwebend in die zweite Oktave, indes mit der Anweisung, im Piano zu spielen: dann aber wohl auch einfühlsam mit feinem Strich. Währenddessen ist das Hauptthema von der Viola sonor im Mezzoforte zu spielen.
Das Violoncello knüpft im Wechsel von zart gestrichenen und hüpfenden Pizzicati einen locker-anmutigen Teppich. Erst zum Schluss hin darf es das hüpfende Hauptthema ab Takt 61 – quasi als Nacherinnerung – als Solo spielen, nachdem dieses zunächst von der Violine angestimmt, von der Viola durchgereicht und eben zum Cello weitergegeben wurde.
Ein schöner kleiner musikalischer Edelstein als Zugabenstück zur Entspannung nach einem intensiven Konzert bestens geeignet.
Werner Bodendorff