Richard Strauss

Hornkonzert Nr. 2 Es-Dur, TrV 283

Urtext, hg. von Hans Pizka, Partitur

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel
erschienen in: das Orchester 11/2022 , Seite 62

40 Jahre lang war Hans Pizka als Solohornist des Bayerischen Staatsorchesters tätig, bevor er 2007 in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet wurde. Unruhestand wäre wohl der passendere Begriff, war Pizka doch weiterhin aktiv, sowohl als Hornist, aber auch als unermüdlicher Forscher in allen Bereichen, die mit dem Instrument Horn zu tun haben.
Aus diesem Grund dürfte er auch vom Verlag Breitkopf & Härtel als Herausgeber für die vorliegende Urtextausgabe des berühmten 2. Hornkonzerts von Richard Strauss gewählt worden sein. Eine weise Entscheidung, schließlich ist niemand besser geeignet als Hans Pizka, um eine fundierte Urtextversion des Werks auf den Markt zu bringen. Pizka war Schüler von Gottfried von Freiberg, desjenigen Hornisten, der den Solopart bei der Uraufführung des Werks am 11. August 1943 übernahm. Freiberg war Solohornist der Wiener Philharmoniker und somit dem Komponisten bestens bekannt. Strauss wiederum hatte schon immer eine enge Beziehung zum Horn und widmete sein 1. Hornkonzert seinem Vater Franz. Dieser war viele Jahre Hornist an der Königlich Bayerischen Hofkapelle in München, dem Orchester, das später zum Bayerischen Staatsorchester wurde. Franz Strauss war dort also ein direkter Vorgänger von Hans Pizka.
Diese Zusammenhänge machen die vorliegende Ausgabe besonders interessant, da sowohl im Vorwort als auch in den Folgebemerkungen ein Breitbandwissen zutage tritt, das sich nicht nur aus einer gründlichen Forschung mit verschiedenen Versionen und Abschriften (von denen sich eine sogar im Besitz des Herausgebers befindet) speist, sondern auch durch interpretatorische Impulse, die der Herausgeber im Zuge seines Hornunterrichts beim Solisten der Uraufführung erhalten hat.
Richard Strauss bezeichnete das 2. Hornkonzert ebenso wie alle anderen Werke, die nach dem Cappriccio komponiert wurden, als unbedeutenden Nachlass. Im Zuge der Uraufführung hörte er sich zwar eine Probe des Werks an, die Uraufführung selbst wollte er aber nicht besuchen, auch weil eine Brahmssinfonie auf dem Programm stand. Diese, und eine Reihe weiterer historischer Geschichten rund um die ersten Aufführungen sind in dem lesenswerten Vorwort zu finden, das mit den weiterführenden Anmerkungen im Anhang einen hochinformativen Rahmen der Ausgabe bildet. Die Qualität des Drucks und das gut lesbare Notenmaterial der Partitur entsprechen der hohen Qualität, die man von Breitkopf & Härtel gewohnt ist. Man kann diese Urtextausgabe ­uneingeschränkt empfehlen.
Es bleibt zu hoffen, dass trotz des fortgeschrittenen Alters des ­Herausgebers – er feierte seinen
80. Geburtstag – weitere Urtext­ausgaben der Hornliteratur folgen werden.
Ulrich Haider