Watkins, Huw

Horn Trio

(2008)

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2012
erschienen in: das Orchester 06/2012 , Seite 67

Das Trio für Horn, Violine und Klavier von Huw Watkins ist eine Auftragskomposition des Nash Ensembles, einer Kammermusikgruppe, die sich auf moderne Musik spezialisiert hat. Es wurde finanziert mit Mitteln des Arts Council England sowie der Britten-Pears-Foundation. Die Mitglieder des Nash Ensembles sind Resident Artists der Wigmore Hall in London. Kein Werk, das dort vorgetragen wird, ist älter als vier Jahre. Die Wigmore Hall bildet ein wahres Forum für moderne Komponisten und deren Werke. Die Uraufführung von Watkins’ Horn Trio fand am 5. März 2009 ebendort statt. Außer dem Violinisten Benjamin Nabarro sind Richard Watkins (Horn) und Ian Brown (Klavier) feste Mitglieder des Nash Ensembles.
Der britische Komponist und Pianist Huw Watkins (geb. 1976) ist für seine zahlreichen Werke in verschiedenen musikalischen Sparten bekannt, von der Kammermusik über Orchesterwerke bis hin zu Vokalensemble-Kompositionen.
Das Horn Trio besteht aus mehreren, zusammenhängenden Teilen, die vor allem durch unterschiedliche Tempi gegliedert sind. Die atonale Musik wechselt zwischen schnellen, rhythmisch prägnanten Teilen, die immer vorwärts drängen, und langsamen, getragenen Teilen. Während ab Takt 1 ff. die Violine sich durch markante große Sprünge über eine Oktave nach oben, gefolgt von Quintsprüngen nach unten auszeichnet, begleitet das Horn mit Pedaltönen. Die Rollen werden ab Takt 51 ff. vertauscht, und die großen Sprünge sind dann in der Hornstimme. Durch den Dreiviertel-Takt entsteht ein tänzerisches Walzertaktgefühl, das sich immer weiter um die eigene Achse dreht. Das Klavier sorgt für das Vorwärtsdrängen mit sporadischen Akkorden, dynamischen Akzenten und effektiven Einsätzen des Pedals. Die langsamen Lento-Teile sind in der Violine und dem Horn oft homofon oder stehen im Dialog zueinander. Das Klavier sorgt mit Sechzehntel-Figuren für eine sanfte Bewegung. In der Schlussphase (Takt 649 ff.) wechselt die Walzermusik über Fünfviertel-Takte zu einem fulminanten Marsch im Vierviertel-Takt und endet nach einem langen viertak-
tigen Crescendo im dreifachen Forte.
In seinem Horn Trio verzichtet Watkins auf Sondereffekte wie zum Beispiel Flatterzunge, virtuose Stopftechnik oder Vierteltöne im Horn. Neben pizzicato-Spiel und Doppelgriffen zeigt die Violine auch nur mit ihrer herkömmlichen Spielweise technische Brillanz. Das Werk ist in einer modernen, atonalen Tonsprache komponiert und verlangt dennoch großes spielerisches Können der Musiker, ohne auf besondere instrumentaltechnische Mittel zurückgreifen zu müssen. Das Werk hat eine Spieldauer von ca. dreizehn Minuten. Somit ist das Horn Trio ein durchaus plausibles Pendant zu anderen Horn-Trios wie zum Beispiel von György Ligeti oder Johannes Brahms. Mit diesem Kompositionsbeitrag ist die Kammermusik-Literatur also um ein Horn-Trio bereichert.
Thomas Swartman