Peter Eötvös

Hommage à Domenico Scarlatti

für Horn und Streichorchester, Klavierauszug von Erich Hermann

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2016
erschienen in: das Orchester 03/2017 , Seite 67

In dem Roman Del amor y otros demonios (Von der Liebe und anderen Dämonen) des kolumbianischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers Gabriel García Márquez (1927-2014) wird Domenico Scarlatti (1685-1757) als Musiklehrer der Mutter von Sierva Maria, der jungen Heldin der Geschichte, erwähnt. Von diesem Gedanken war der ungarische Komponist und Dirigent Peter Eötvös (geb. 1944) so angetan, dass er alle 555 Sonaten Scarlattis am Klavier durchspielte. Die Begeisterung war so groß, dass er 2008 die Oper Love and other Demons nach dem Roman von Márquez komponierte. Aberglauben, Begierde und religiöse Besessenheit des 18. Jahrhunderts wird von einer düsteren, ergreifenden Tonsprache des Komponisten malerisch dargestellt.
Eötvös hat sich in jungen Jahren der Kölner Musikavantgarde angeschlossen. Er versteht die Musik als intensives Gespräch zwischen Komponist, Musiker und Publikum. Mit seinen außergewöhnlichen Klangwelten zählt er zu den erfolgreichsten Opernkomponisten unserer Zeit.
In einer Tenorarie der genannten Oper integriert Eötvös Passagen der sensiblen und dramatischen Musik Scarlattis. Aus dieser Tenorarie wurde 2013 Hommage à Domenico Scarlatti, eine Bearbeitung für Horn und Streichorchester, von Eötvös angefertigt. Das Horn, mit seinem warmen gesanglichen Klang, übernimmt den Tenorpart und kommt der menschlichen Stimme sehr nah. Hommage à Domenico Scarlatti wurde am 30. November 2013 in Budapest von dem Hornisten Szabolcs Zempléni und den Budapest Strings unter der Leitung von Gregory Vajda uraufgeführt. Es hat eine Spieldauer von ca. neun Minuten.
Für den Laienhornisten ist dieses Stück mit seinen hohen Spitzentönen (notiert bis des”’) und ständigen Taktwechseln schwierig, für fortgeschrittene und professionelle Hornisten aber spielbar. Es verlangt keine erweiterten Spieltechniken des Bläsers außer an drei Stellen portamento, wo die Bindungen gleitend angegangen werden sollen.
Das hier vorliegende Exemplar ist ein Klavierauszug von Erich Hermann (geb. 1977), der bereits mehrere Klavierauszüge für den Schott-Verlag angefertigt hat. Diese Ausgabe mit Hornstimme ist Rainer Schochow gewidmet, der Eötvös beim Schott-Verlag persönlich betreute.
Um ein größeres Publikum zu erreichen, bearbeitete Eötvös durchaus seine Werke für verschiede Besetzungen. Er entwickelte z.B. eine neue Form des Klavierkonzerts mit dem Werk CAP-KO (2005), das in drei Fassungen erschien: für Solo­klavier/Keyboard und Orchester, für zwei Klaviere mit Orchesterbegleitung und für zwei Klaviere mit Schlagzeug und Sampler.
Zwei Musiker, die sich gerne mit moderner, atonaler Musik beschäftigen, haben mit diesem Werk eine neue Herausforderung. Das Hornrepertoire ist von einem bekannten zeitgenössischen Opernkomponisten erweitert worden.
Thomas Swartman