Bach, Carl Philipp Emanuel Bach
Hommage!
Sonatas arranged for trumpet and basso continuo, Matthias Höfs (Piccolotrompete), Christian M. Kunert (Fagott), Wolfgang Zerer (Cembalo)
Sich instrumentenfremder Literatur zu widmen, hat, zumindest unter Trompetern, bereits eine längere Tradition. Schon Maurice André pflegte dies in größerem Stil, war doch das Originalrepertoire schnell erschöpft. Allerdings beschränkte sich die Suche nach Neuem zu Andrés Zeit in der Regel auf ähnliche Literatur; Loeillets Oboenkonzert sei hier nur ein Beispiel.
Matthias Höfs widmete sich nun Sonaten von Carl Philipp Emanuel Bach. Dies ist insofern interessant, als dieser Bach-Sohn zu Lebzeiten weit größere Beachtung fand als sein Vater Johann Sebastian Bach, dessen Genie erst später verstanden wurde. In Ermangelung einer zur Chromatik fähigen Trompete entstanden in dieser Zeit auch keine größeren Werke für dieses Instrument. Erst rund fünfzig Jahre später änderte sich dies, was eindrucksvoll durch die berühmten Trompetenkonzerte von Haydn und Hummel belegt wird.
Carl Philipp Emanuel Bach beschäftigte sich ausgiebig mit der Flöte, was den Trompeter aus Registergründen unweigerlich zur Piccolotrompete greifen lässt. Allerdings stellt die Flötenliteratur aufgrund ihrer großen Agilität hohe Anforderungen an den Interpreten. In derart hohem Register mit solcher Leichtigkeit zu agieren, ist nicht jedem gegeben.
Dass Matthias Höfs diese technischen Klippen mit Bravour umschifft, wundert niemanden. Was seine Interpretation so besonders macht, ist die Zartheit, mit der er vorgeht. Natürlich gibt es die Momente, in denen man als Trompeter den Hut zieht. Die wunderbarsten sind allerdings die, in denen man vergisst, dass hier eine Trompete zu hören ist. Eine Piccolotrompete im hohen Register mit solcher Leichtigkeit wie eine Flöte oder eine Geige klingen zu lassen, grenzt an Zauberei.
Besonders eindrucksvoll ist dies im Siciliano der Sonate in Es-Dur für Flöte und Cembalo BWV 1031 zu beobachten, welches generell dem Vater Bach zugeordnet wird, aus musikwissenschaftlicher Sicht allerdings wohl eher dem Sohn zuzuschreiben ist. Maurice André zelebrierte diesen langsamen Satz mit großem Schmelz und dem ihm eigenen strahlend göttlichen Ton. Höfs hingegen nimmt ihn zart und verletzlich, im wahrsten Sinne kammermusikalisch. Große Unterstützung erhält diese Auffassung durch die Instrumentierung, die eben nicht nur auf die Begleitung durch das Cembalo setzt, sondern auch ein Fagott mit einbezieht, wie teilweise auch von Bach so vorgesehen. Die drei Musiker Matthias Höfs, Christian M. Kunert, Solo-Fagottist der Philharmoniker Hamburg, und der Organist und Musikpädagoge Wolfgang Zerer, ergänzen sich auf das Wunderbarste, immer den Gesamtklang der Musik im Blick. So ist diese CD eben nicht nur die eines herausragenden Trompeters, sondern vor allem eine der Musik Carl Philipp Emanuel Bachs.
Mathias Engl


