Ardila-Mantilla, Natalia / Peter Röbke / Christine Stöger / Bianka Wüstenhube (Hg.)

Herzstück Musizieren

Instrumentaler Gruppenunterricht zwischen Planung und Wagnis

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2016
erschienen in: das Orchester 10/2016 , Seite 54

In der Reihe Üben & Musizieren – Texte zur Instrumentalpädagogik finden sich Bücher, die sich mit aktuellen und grundlegenden Themen des Musikunterrichts befassen. So sind Werke dieser Reihe wie Die Kunst zu unterrichten (Martin Losert), Künstler als Pädagogen (Frauke Grimmer/Wolfgang Lessing) oder Erwachsene im Instrumentalunterricht (Reinhild Spiekermann) auf dem Weg, moderne Klassiker zu werden.
Bei Herzstück Musizieren. Inst­rumentaler Gruppenunterricht zwischen Planung und Wagnis beleuchten insgesamt elf Autoren dieses Thema aus völlig unterschiedlichen Blickwinkeln. So ergibt sich nicht nur ein sehr vollständiges, sondern gleichsam ein reiches Bild an Standpunkten, Ideen, Erläuterungen und Philosophien nicht nur in Hinblick auf den Gruppenunterricht an sich, sondern zudem auch auf das Lehren und Lernen. Der Wunsch, Musik im Instrumentalunterricht von Beginn an als Kunst zu begreifen und in jeder Unterrichtsstunde künstlerische Phasen zu suchen und zu integrieren, ist zentraler Bestandteil in jedem Beitrag dieses Buchs.
Ulrich Mahlert liefert wertvolle Impulse durch eine teils fast philosophisch geprägte Analyse von Glück und Musik. Ob Hanslick oder Ador­no, Augustinus oder der Musiker auf der Couch eines Psychoanalytikers – Mahlert bleibt stets verständlich und nachvollziehbar; trotzdem blitzt aus jedem seiner Sätze etwas Neues heraus! Grandios erklärt und analysiert Wolfgang Lessing pädagogische Antinomien und bezieht diese logisch und gekonnt auf Situationen im Musikunterricht.
Ulrike Kranefeld glänzt am Beispiel einer JeKi-Gitarrenunterrichtsstunde mit Gestaltungsideen sowie Förderungs- und Handlungsmöglichkeiten. Elisabeth Aigner-Monarth und Natalia Ardila-Mantilla schaffen es mittels eines exzellenten Oszillationsmodells, pädagodisch-didaktische Prozesse sichtbar zu machen. Peter Röbke begibt sich in seinem Beitrag auf die Suche nach der Unverfügbarkeit des Musiziermoments. Mit seinen „Was aber wäre“-Fragen präsentiert er eine Fülle von Situationen, bei welchen im Unterricht nicht durch das Lehren, sondern durch Musiziersituationen gelernt wird.
Bianka Wüstehube erhebt in ihrem mitreißend geschriebenen Text, inspiriert von Bausteinen der Elementaren Musikpädagogik, die Forderung nach dem „Elementaren Musizieren mit hohem künstlerischen Anspruch“ für jedermann – ganz gleich ob Anfänger oder Profi. Michael Rappe und Christine Stöger schlagen über die Tanz- und Lernkultur des Breakings die Brücke zum Musizieren. Linda Aicher berichtet über die Poster-Session des Wiener Symposiums „Musizieren als Herzstück des instrumentalen Gruppenunterrichts?“ vom März 2015 und last but not least stellt Birgit Walter Überlegungen zur Konzeption des JeKi-Nachfolgeprogramms an.
Dieses Buch ist ein Muss für jeden Musiker und Instrumentalpädagogen – eine großartige persönliche wie auch fachliche Bereicherung! Bravo!
Kristin Thielemann