Matthias Roth
Heidelberg: „Zwischen Hoffnung und Scheitern“
36. Heidelberger Künstlerinnenpreis: Beim Konzert des Philharmonischen Orchesters Heidelberg wurde die iranische Komponistin Farzia Fallah ausgezeichnet
Am gleichen Tag, als die aus Teheran stammende Komponistin Farzia Fallah in Köln die Partitur zu Traces of a Burning Mass beendete – es war der 12. Dezember 2022 –, wurde im Iran der 23-Jährige Majidreza Rahnavard hingerichtet. Er war vom iranischen Regime zum Tode verurteilt worden, weil er an den Protesten teilgenommen hatte, die der Tod von Jina Mahsa Amini im September auslöste. Die Uraufführung des 15 Minuten dauernden Auftragswerks des Philharmonischen Orchesters Heidelberg fand daher unter einer gewissen Spannung statt.
Farzia Fallah, die seit 20 Jahren in Deutschland lebt, wurde der mit dem Auftrag verbundene 36. Künstlerinnenpreis der Stadt allerdings lange vor den Protesten von einer Fachjury zugesprochen: „Damals ahnte niemand, was im Iran politisch-gesellschaftlich geschehen würde“, so Intendant Holger Schultze bei der Preisübergabe in der Neuen Aula der Heidelberger Universität. Der Heidelberger Künstlerinnenpreis wird seit 1987 vergeben. Bisherige Preisträgerinnen waren unter anderem Sofia Gubaidulina, Adriana Hölszky, Kaija Saariaho und Chaya Czernowin.
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